Gerhard Richter, Portrait Dieter Kreutz, 1971. Kunsthaus Nordrhein-Westfalen, Kornelimünster. © Gerhard Richter 2018 (06032018)
In Erinnerung an eine der ersten großen Ausstellungen Gerhard Richters, die vom 25. Juni bis zum 21. August 1966 im Museum Wiesbaden stattfand, kehrt eine Auswahl seiner frühen Bilder nach Wiesbaden zurück.
In den 1970er-Jahren konnten dann zentrale Arbeiten wie Terese Andeszka und Königin Elisabeth für die Sammlung erworben werden. Heute zählen diese zu den Inkunabeln, aber auch zu den am häufigsten angefragten Bildern unserer Sammlung.
Gerhard Richter (*1932) ist ein Künstler, dessen Werk die Trennung von abstrakter und gegenständlicher Malerei hinter sich lässt. Weder kultivieren seine Gemälde ein selbstgenügsames Spiel von Farben und Formen, noch zeigen sie ein ungebrochenes Bild der Wirklichkeit. So befragt der Malerskeptiker Richter die Abbildlichkeit selbst dann, wenn die Realität und ihre Fakten Thema seiner Gemälde sind. Besonders gilt das für seine Tür-, Vorhang- und Fensterbilder der 1960er-Jahre. Daneben sind Schlieren und Wolken, Durchgänge und Türen zentrale Motive der Malerei Richters, die sinnbildlich für seine bis heute andauernde Auseinandersetzung im Spannungsfeld von Gegenständlichkeit und Abstraktion stehen. Diesen Arbeiten stehen ausgesuchte Landschaften und Porträts gegenüber, deren Figuration als Fotovermalung ins Flächige verfließt und damit dem Sujet die von Richter gesuchte Uneindeutigkeit verleiht.
In Kooperation mit dem Kunstmuseum Bonn und dem S.M.A.K. in Gent zeigt das Museum Wiesbaden als dritte Station die Ausstellung Gerhard Richter — Frühe Bilder in einer erweiterten und auf die Ausstellungsgeschichte unseres Hauses verweisenden Präsentation.
Gerhard Richter, geboren 1932 in Dresden wuchs in der Oberlausitz auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann er zuerst eine Lehre als Schriftenmaler. 1951 erfolgte die Zulassung an der Hochschule für bildende Künste in Dresden. Nach dem Diplom bei Heinz Lohmar wurde ihm ein eigenes Atelier an der Hochschule zuerkannt. 1959 besuchte Richter die Documenta II im Westen Deutschlands. Im März 1961 floh er zusammen mit seiner Frau Ema (Marianne Eufinger), die er 1957 geheiratet hatte, über Berlin in den Westen. Ab dem Herbst desselben Jahres studierte er an der Kunstakademie in Düsseldorf, wo er nach dem ersten Semester zusammen mit Konrad Lueg (Fischer) in die Klasse von Karl Otto Götz wechselte. 1966 stellte er — auf Anregung von Götz, der seit Mitte der 1950er-Jahre dem damaligen Museumsdirektor Clemens Weiler freundschaftlich verbunden war — zusammen mit Lueg, Sigmar Polke, Thomas Bayrle u. a. erstmals im Museum Wiesbaden aus. Aus der damaligen Präsentation zeigt das Museum heute Vorhang IV, ein Schlüsselbild der aktuellen Ausstellung.
In der Sammlung des Museums Wiesbaden befinden sich sechs frühe Arbeiten Gerhard Richters aus den Jahren 1964 bis 1968. Im Kontext weiterer früher Werke der Jahre bis 1974 zeigt die Ausstellung die grundsätzliche Auseinandersetzung Richters mit dem Medium Malerei, die in diesen Jahren begann und bis heute anhält.
Gerade die Vorhang-, Fenster- und Türbilder zeigen Richters konzeptuelle Auseinandersetzung mit der Frage, was ein Bild ist und was es sein kann. Kunstgeschichtlich aufgeladen ist das Vorhang- oder Fenstermotiv stets verknüpft mit der Vorstellung eines Anderen, hinter der Bildoberfläche zu finden ist. Gerade der Vorhang als „verschlossene“ Bildfläche bietet darüber hinaus einen Einstieg in die Lesart des Motivs als abstrakte Darstellung, die in ein Muster reiner Malerei übergeht. In ähnlicher Weise beginnt Richter zeitgleich in Fotovermalungen Gegenständliches im Farbauftrag verschwinden, oder aber erst erscheinen zu lassen.
Gerhardt Richter — Schlüsselfigur der Malerei des 20.Jahrhunderts — lässt die Trennung von gegenständlicher und abstrakter Malerei hinter sich. Damit erforscht er malend: Was ist ein Bild? Was kann es sein? Was ist Malerei? Bei einem lebendigen Führungsgespräch erschließen sich über die Auseinandersetzung mit ausgewählten Werken zentrale Aspekte der Malerei aus Richters Schaffensperiode zwischen 1964—1974. Für Oberstufen und Leistungskurse, Studierende und Mappenschüler.
Führung: Was ist Malerei?
Dauer: 45 Minuten
Kosten: 45,— Euro zzgl. 2,— Euro Eintritt ⁄ Person, kostenlos für zwei Begleitpersonen
Interaktive Führung
Dauer: 90 Minuten
Kosten 75,— Euro zzgl. 2,— Euro Eintritt ⁄ Person, kostenlos für zwei Begleitpersonen
Führung mit Workshop
Malerei malend erforschen
Dauer: 135 Minuten
Kosten: 90,— Euro zzgl. 2,— Euro Eintritt ⁄ Person, kostenlos für zwei Begleitpersonen
Weitere Informationen unter www.museum-wiesbaden.de ⁄ bildungsangebote
Buchung und Beratung für Schulgruppen unter Fon 0611 / 335 2185 oder bildungundvermittlung@museum-wiesbaden.de. Buchung für Privatgruppen unter Fon 0611 / 335 2240 oder fuehrungen@museum-wiesbaden.de
Hg. Christoph Schreier, Kunstmuseum Bonn
Mit Beiträgen von Stephan Berg, Martin Germann, Christoph Schreier
128 Seiten, 68 Abbildungen in Farbe
ISBN: 978-3-7774-2897-0
Euro 24,90 (Sonderpreis im Museumsshop)
Gerne schicken wir Ihnen den Katalog mit der Post zu. Bitte senden Sie dazu Ihren Bestellwunsch an: jessica.krimmel@museum-wiesbaden.de