Vom 2. März bis zum 24. Juni 2012 zeigte das Museum Wiesbaden die Ausstellung Ellsworth Kelly: SCHWARZ UND WEISS anlässlich der Verleihung des Alexej von Jawlensky-Preises 2012 für sein herausragendes Lebenswerk.
Der amerikanische Künstler Ellsworth Kelly (*1923 in Newburgh, NY) zählt zu den wichtigsten Protagonisten der Hardedge-Malerei. Seine überwiegend großformatigen Gemälde, die aus mehreren Tafeln bestehen, sind ein beeindruckendes Zusammenspiel von Form, Farbe und Raum. Kellys Arbeiten zeichnen sich durch eine stark reduzierte Bildsprache aus: die Formen sind geometrisch oder organisch, die Konturen scharf umrissen, die Farben intensiv. Am Anfang des kreativen Prozesses steht für Kelly jedoch die Form, die er stets aus der realen Anschauung ableitet. Die Komposition der Farben und ihre Auswahl ergeben sich aus der Zuordnung zu den Formen. In all seinen Schaffensperioden erprobte Kelly neue Bildideen in einer Schwarzweiß-Version – eine Methode, die er bis heute praktiziert. Seine schwarz-weißen Werke machen gegenwärtig etwa ein Drittel seines umfangreichen Oeuvres aus und geben Auskunft über die Stationen seiner künstlerischen Entwicklung seit den späten 1940er Jahren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm Ellsworth Kelly 1946 seine Ausbildung an der School of the Museum of Fine Arts in Boston wieder auf. Von 1948 bis 1954 lebte er in Paris. Dort besuchte er die grossen Museen, setzte sich mit der Tradition der europäischen Kunst, vor allem mit der Moderne, mit Picasso, Matisse, Malewitsch und Mondrian und der aktuellen Kunstszene auseinander.
„Durch die intensivierte Befragung des Verhältnisses von Linie zu Fläche“ gelangte Kelly, wie in der Jury-Begründung hervorgehoben, „schon Anfang der 50er Jahre zu einer neuen, für ihn essentiellen Bildform, den shaped canvases, bei der die Bildvorstellung die Gestalt des Bildträgers bestimmt. Die zunächst aus einem oder zwei Elementen bestehenden Werke mit scharfen Konturen setzen sich als irreguläre monochrome Flächen in Schwarz oder Weiss von der Wand ab, Experimente mit der Buntfarbigkeit führen zu intensiver, genauestens austarierter Farbgebung. Das traditionelle Verhältnis von Figur und Bild ist aufgehoben, die reale Wand wird zum Grund, der den Betrachter quasi ins Bild einbezieht… Durch das gleichzeitige Öffnen der Grenzen zwischen den Medien gibt Kelly neue Impulse. Schon früh tendieren seine Wandobjekte zum Relief, klappen Partien der Bilder von der Wand auf den Boden, werden Flächen zu freistehenden Skulpturen gefaltet. Durch äusserst präzise Linienführung bestimmt, streben schlanke Stelen zeichenhaft empor, tonnenschwere Eisensegmente scheinen als Reliefs vor der Wand zu schweben… Stets behielt Kelly das Zeichnen nach der Natur bei. Seine exakt im Umriss erfassten Pflanzen und Blumen, die im Laufe der Jahre zu einem eigenen Werkkomplex heranwuchsen, bestechen durch ihre Genauigkeit, ihre lichthaltige Schönheit. Sie lassen es besonders deutlich werden: Am Beginn von Ellworth Kellys Kunst steht die genaue Beobachtung der Welt. Seine Entdeckungen überträgt er in Kunstformen von elementarer Klarheit und höchstem ästhetischem Anspruch. In ihrer Dichte vermitteln sie zugleich ein Bewusstsein für die ausserordentliche Komplexität und das Unausschöpfliche der Phänomene.“
Die Ausstellung entsteht in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler sowie mit dem Haus der Kunst in München und ist die erste umfassende Retrospektive der schwarz-weißen Werke von Ellsworth Kelly.
Sie präsentiert eine Auswahl von knapp 50 Bildern und Reliefs der Jahre 1948—2010, ergänzt durch Zeichnungen und Fotografien.