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Katze, Foto: Dietmar Buchelt

"Sachte hebe ich ihn an. (...) Es ist und bleibt der Schädel eines Tieres. Kein großes Tier. Er sieht aus , als sei er lange Zeit der Sonne ausgesetzt gewesen, denn die Knochenoberfläche hat ihre ursprüngliche Farbe verloren, ist völlig ausgetrocknet und ausgeblichen. Der weit vorstehende Kiefer steht leicht offen, als sei er just in dem Moment versteinert, als er zu erzählen anhub. Die beiden kleinen Augenhöhlen haben ihren Inhalt längst eingebüßt und führen in tiefes, weites Nichts. (...) Man denkt unwillkürlich an das Nichts, so fest umschließt ihn tiefe Stille. Nein, umgekehrt — diese Stille kommt gar nicht von außen, sie scheint vielmehr wie Rauch aus dem Inneren des Schädels aufzusteigen. Wie auch immer- es ist jedenfalls eine merkwürdige Stille. Schweigend starrt der Schädel mit leerem Blick auf einen Punkt im Nichts. (aus: Haruki Murakami: Hardboiled Wonderland und das Ende der Welt)


Ob durchscheinend zart oder metallisch hart — wie unterschiedlich Schädel anmuten können, zeigt das Projekt "Inspiration Cranium" im Museum Wiesbaden.

Der Fotograf Dietmar Buchelt offenbart im Steinsaal des Museums seine ganz eigene Sicht auf die Tierschädel der naturhistorischen Sammlungen.

Dabei gelingt es ihm — mit vollständigem Verzicht auf die Möglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung — aus den blanken Schädeln "mehr" hervorzulocken: Dietmar Buchelt dokumentiert mit Hilfe von Licht und Schatten nicht nur Struktur und Form, Innen und Außen der Schädel, sondern bringt mit seiner Fotografie auch eine ungeahnte Dynamik zum Vorschein.

Durch unterschiedliche Verfremdungsvorgänge werden völlig neue Form- und Bedeutungsebenen erschlossen. Plötzlich wirken Knochenstrukturen wie feine, fließende Stoffe; feinste Risse im Knochen erscheinen metallisch, der Schädel mutiert zum Flügel, zum Helm, offenbart Leichtes oder auch Bedrohliches.

Das Faszinosum Tierschädel setzt auf den Fotografien immer wieder neue Sichtweisen, Gestaltungsvorgänge und Interpretationen freiund erlaubt dem Betrachter so, in den Exponaten der wissenschaftlichen Schädelsammlung viel mehr zu entdecken als nur den "Schädel eines Tieres, der schweigend (…und) mit leerem Blick auf einen Punkt im Nichts (starrt)", wie Haruki Murakami es in Hardboiled Wonderland und das Ende der Welt schreibt.

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