Die Arbeiten Jan Wawrzyniaks kreisen um den Aspekt der Entgrenzung des Bildes. Seine Arbeiten verlassen die Bildfläche, durchbrechen den Rahmen und reichen in den Raum hinein. Dabei werden die Grenzüberschreitungen immer nur angedeutet. Jede Arbeit kann in der Tradition verortet werden, ob es sich dabei um ein Tafelbild, Papier, Holzrahmen, Glas oder auch nur die Verwendung des Materials handelt.
Gleichzeitig kündigt sein Werk durch Brüche (etwa indem Kohle auf Leinwand verwendet wird) oder Erweiterungen (durch Schnitte, Risse, Auslassungen) die traditionelle Vorstellung vom Bild auf. Wawrzyniaks Arbeiten changieren zwischen traditioneller Bildvorstellung und potentiellen Erweiterungen und lassen auf diese Weise keine eindeutigen Zuordnungserfahrungen zu.
Im Zentrum der Ausstellung stehen zwei etwa 18 Meter lange und in einer Geste gezeichnete “Alexanderlinien”, von denen eine an der Wand und die andere auf dem Boden verläuft. Dazu kommen Einzelarbeiten, welche durch die Verunklärung der Raumerfahrung das perspektivische Sehen anregen. Es handelt sich bei aller Einfachheit und Überschaubarkeit der Arbeiten um doppelbödige Werke, die sich einer eindeutigen Gesamterfahrung immer wieder entziehen, so dass sich eine “Erfahrung der Unverfügbarkeit” (Max Imdahl) einstellt.
Im Kerber Verlag erschien der 80 Seiten umfassende Katalog. Er zeichnet sich durch die japanische Falzung aus, die Vera Rammelmeyer in Zusammenarbeit mit dem Künstler entwickelt hat. So dient die 18 Meter lange "Alexanderlinie" als Fonds für die Publikation. Als Hauptwerk zieht sie sich ohne Unterbrechung durch den Katalog und scheint auf der Rückseite des beidseitig bedruckten Papieres stets durch.
Als Sonderedition gibt es den Katalog auch andersherum gefaltet, so dass man sich Seite für Seite — Abschnitt für Abschnitt — die lange Linie ansehen kann. Hier scheinen nun die Katalogbeiträge durch.
Herausgegeben vom Museum Wiesbaden
Texte: Alexander Klar, Robert Kudielka, Ulrike Kregel
Gestaltung: mischen Berlin, Vera Rammelmeyer
ISBN 978-3-7356-0066-0