Die Erdgeschichte Wiesbadens

1 Einführung

Vom tropischen Ozean zum mittelmeerartigen Lebensraum, von idyllischen Wäldern bis zu eiszeitlichen Steppen – das alles fand sich einst hier in Wiesbaden.

Seit mehr als 200 Jahren befassen sich Geologinnen, Geologen und Paläontologinnen, Paläontologen aller Welt mit der Erdgeschichte Wiesbadens.

Denn vieles wurde genau hier erstmals hinterfragt und beschrieben.

 © Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert

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2 Allgemeine Geologie

Geologische Karte von Wiesbaden und der Umgebung. Hergestellt mit dem Geowviewer.

Vor etwa 400 Millionen Jahren, im Zeitalter des Devons, lag Wiesbaden am Äquator in der Mitte eines Ozeans. Im Zuge der Wanderung der Kontinenten wurden die unterseeischen Bodensedimente zu einem gewaltigen Gebirge (sog. ‚variskische‘ Gebirge) zusammengefaltet und gehoben. Der Taunus ist einer der Überreste dieses Gebirges.

Um den Main und den Rhein herum liegen die Abfolgen des Tertiärs (Zitronengelb und Lachsrosa). Bis vor etwa 30 bis 20 Millionen Jahren erstreckte sich am Fuß des Taunus ein flaches, warmes Meer. Zwischen Wiesbaden, Bingen und Worms lagerten sich im sogenannten ‚Mainzer Becken‘ zahlreiche Quarzsande, Kalksteine und Tonschichten ab.

In hellem Gelb sind Ablagerungen des Ur-Mains und des Ur-Rheins aus der neusten Zeit (Pleistozän, ca. 0,5 Millionen JAhren) dargestellt. Dazu gehören die ‚Mosbacher Sande‘ eine der bedeutsamen Fossillagerstätten für Landwirbeltiere Europas.

3 Der Devonische Ozean

Devonische Riffe. © Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert

Die Runzelkorallen waren zweifellos spektakulär. Meistens lebten sie als einzelne Individuen und bildeten vierstrahlige achsensymmetrische Skelette mit ausgeprägten Wachstumsringen, die Runzeln.

Diese Runzeln bestehen aus mikroskopischen Kalklagen, die täglich gebildet wurden. Die Zählung dieser Wachstumsschichten zeigt das die eine Jahre während des Devons ca. 400 Tage lang war und dass die Erde sich schneller um ihre eigene Achse drehte.

Im Flachwasser wuchsen Korallenriffe, die ein bisschen anders als heute waren. Die wichtigsten Erbauer der damaligen Zeit waren Schwämme sowie Tabulata- und Runzelkorallen. Diese zwei Korallen-Gruppen gibt es heute nicht mehr, da sie am Ende des Paläozoikums, vor etwa 250 Millionen Jahren, ausstarben.

Runzelkoralle. © Foto: Museum Wiesbaden / Stefan Schmitt
Der Freie Ozean. © Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert

Manche der damaligen Arten, wie die Ortoceren, bildeten langgestreckte Gehäuse, die fast 10 m lang werden konnten.

Neben den Nautiloideen besiedelten während des Devons noch andere freischwimmende Weichtiere den oberen Teil der Ozeane. Manche Arten, wie zum Beispiel die Ammoniten, hatten ein eingerolltes Gehäuse.

Im offenen Meer schwimmten zahlreichen Nautiloideen. Die Nautiloideen sind heute nur noch durch vier Arten vertreten, zum Beispiel durch die Perlboote. Wie der Weichkörper der Nautiloideen genau aussah, ist heute noch nicht vollständig bekannt. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Tiere mit zahlreichen Fangarmen versehen waren und papageienschnabel-ähnliche Mundwerkzeuge besaßen.

Langgestreckter Nautiloiid aus dem Devon von Bundenbach, © Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert

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Schlangenseesterne aus dem Devon von Bundenbach, © Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert

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Während des Devons herrschte am Boden der meisten Ozeane ein ausgeprägter Sauerstoffmangel. Dadurch gab es auch kaum Tiere, die gestorbene Wesen hätten fressen können. So kommt es, dass sich dort unten nahezu unversehrte Fossilien erhalten haben – inklusive Abdrücke der Weichkörperteile!

Fossilien aus dem Hunsrückschiefer. © Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert

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4 Wechselvolle Lebensräume des Tertiärs

Vor etwa 30 Millionen Jahren erstreckte sich am Fuße des Taunus ein flaches und warmes, subtropisches Meer. Die Fossilien deuten auf Lebensräume hin, die auch schon an unsere Welt erinnern. Korallen, Muscheln, Haie und Seekühe waren die häufigsten Bewohner in Küstennähe.


Glycymeris planicostalis aus dem Mainzer Becken. © Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert
Mollusken aus dem Tertiär. © Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert

Die Schalen der Meeresmandel Glycymeris planicostalis bildeten dicke Sedimentschichten, die heute über das ganze Mainzer Becken nachverfolgt werden können. Glycymeris-Schalen haben auch eine wichtige Bedeutung für die Klimaforschung. Anhand der Chemischen eigenschaften dieser Schalen wurden sogar Aussagen über die Temperatur vor 30 Millionen Jahren getroffen. Demnach erreichte damals das Oberflächenwasser im Sommer eine angenehme Temperatur von 26 °C.

Vor ca. 20 Millionen Jahren bildeten sich im Mainzer Becken zahlreiche schwachsalzige Binnenmeere und Lagunen. Unter solchen Bedingungen kam es zum Wachstum von Kalkalgenriffen. Diese sollten das moderne Wiesbaden reich machen, denn der Kalk diente lange Zeit der Herstellung von Zement.

Die Algenriffe wirkten wie eine natürliche Barriere zum Schutz der Lagunen, und darin sammelten sich Sedimente der Umgebung. So findet man in den mittleren Vitrinen Fossilien aus aquatischen, aber auch terrestrischen Lebensräumen: Fische, Muscheln, Insekten und Blätter wurden reichlich geborgen. Zu den häufigsten aber zählt die sehr kleine Wasserschnecke der Gattung Hydrobia, die ganze Gesteinspakete bildete.

Hydrobienkalk aus Wiesbaden.  © Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert

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5 Das Quartär: Klimawandel Extrem

Das Quartär begann vor 2,6 Millionen Jahren. Es ist das Zeitalter der wechselnden Warm- und Kaltzeiten, in dem wir uns heute noch befinden. Während der Ablagerung der Mosbacher Sande (zwischen 850.000 und 480.000 Jahre vor Heute) wechselten sich mehrere Klimaphasen ab, die im Vergleich zu heute deutlich kälter oder aber auch deutlich wärmer waren

In den Warmzeiten prägten große Bäume die Landschaft, und man traf auf typische Waldbewohner, wie Hirschartige, Schweine, Bären und Hyänen.


Stoßzahn eines Mammuts. © Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert

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Beckenfragment eines Mosbachlöwe © Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert

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Während der Kaltzeiten reichte die Eiskappe der Nordhalbkugel bis nach Norddeutschland, und das Wetter war in Wiesbaden vorwiegen kalt und trocken. Damals, weideten Mammuts, Steppenelefanten, Woll- und Etruskische Nashörner vor den Toren Wiesbadens.

Und welche Fossilien werden aus unserer Zeit wohl erhalten bleiben?

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