Auf der „Washingtoner Konferenz über Vermögenswerte aus der Zeit des Holocaust“ im Jahr 1998 bestätigten 44 teilnehmende Nationen, darunter die Bundesrepublik Deutschland, elf Grundsätze in Bezug auf Kunstwerke, die von den Nationalsozialisten beschlagnahmt wurden. Bei Akzeptanz der unterschiedlichen Rechtssysteme einigte man sich auf diese 11 Aspekte im Umgang mit NS-verfolgungsbedingt verbrachten Kunstwerken. Ziel der Washingtoner Erklärung war eine „gerechte und faire Lösung“ für alle beteiligten Parteien. Ende 1999 bekräftigten die Bundesregierung, die Länder und die kommunalen Spitzenverbände in der „Berliner Erklärung“ diese Forderung und riefen deutsche Museen und Institutionen dazu auf, ihre Sammlungen nach „NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut, insbesondere aus jüdischem Besitz“ kritisch zu überprüfen.
Am Museum Wiesbaden wurde deshalb von Juli 2009 bis Dezember 2014 in einem von der Berliner Arbeitsstelle für Provenienzforschung mit Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien geförderten Projekt systematisch die Provenienz von 140 Gemälden erforscht, die im Zeitraum von 1935—1945 für die Kunstsammlung des Museums erworben wurden. Damit konnte über die Hälfte der Gemälde-Erwerbungen, die unter der Ägide des damaligen Direktors der Gemäldegalerie Wiesbaden, Hermann Voss, Eingang in die Sammlung des Museums gefunden haben, untersucht werden.
Dr. Peter Forster
Kustos Sammlungen 12. bis 19. Jahrhundert
Jugendstilsammlung F. W. Neess
Provenienzbeauftragter
Fon 0611 ⁄ 335 2282
Fax 0611 ⁄ 335 2192
peter.forster@museum-wiesbaden.de
Über die allgemeine Arbeit in der Provenienzforschung sowie über aktuelle Fälle erfahren Sie auch auf unserem Blog — so beispielsweise zu einer Zeichnung Max Liebermanns oder den Fällen Roelant Savery und der Familie Flersheim.
Die Zentrale Stelle für Provenienzforschung Hessen wurde 2015 auf Initiative der Hessischen Landesregierung eingerichtet um die bereits bestehenden Maßnahmen zur Suche nach NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut in Hessen auch institutionell zu festigen.
Weitere Informationen finden Sie auch auf der Seite der Zentralen Stelle für Provenienzforschung Hessen.
Der Aufbau der Kunstsammlungen des Museums Wiesbaden ist geprägt von dem Interesse an einer lebendigen Auseinandersetzung mit bedeutenden Strömungen innerhalb der Klassischen Moderne, der Moderne und der Gegenwart. Archivarbeit, Dokumentation und Nachlassbetreuung haben andere Ziele als selbstverweisende Aufarbeitung.
Das Museum Wiesbaden bietet eine Vielzahl an Veranstaltungen für jede Altersklasse an. Ob Führungen, Workshops für Kitas und Schulen, Lehrerfortbildungen, Angebote für Studierende, private Gruppen oder Familien mit Kindern.