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Exhibition Gateway

Alison Knowles (Künstlerin) / Nan Hoover (Fotografin), A Shoemaker’s Assistant, 1976, Courtesy Alison Knowles. Foto: © The Nan Hoover Foundation

„I don’t ever want the art to be still, finished […] I want it to be available for somebody to do something else with it… [something] that I wouldn’t have thought of.“

Alison Knowles, 2003

Als Alison Knowles im September 1962 nach Wiesbaden kam, um gemeinsam mit George Maciunas, Dick Higgins, Nam June Paik, Emmett Williams, Ben Patterson und Wolf Vostell den Vortragsaal des Städtischen Museums für vier Wochenenden und vierzehn Aufführungen im Rahmen der „Fluxus Internationalen Festspiele Neuester Musik“ zu bespielen, war sie 29 Jahre alt. Anders als es das Wiesbadener Publikum von den alljährlichen kaiserlichen „Mai Festspiele“ kannte, war die damalige Konzertreihe ein integraler Bestandteil der radikale Abkehr von allem, was bis dato in der wohlhabenden und gemäßigten Kunst- und Politikszene nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs jemals erlebt worden war. Energetisch, an die Grenzen des vermeintlich „guten Geschmacks“ gehend und den Besuch einer musealen Veranstaltung neu definierend, brach „Fluxus“ mit den Konventionen und Erwartungen — so weit, dass einzelne Wiesbadener:innen die damaligen Ereignisse nur mit einem „Die Irren sind los“ kommentierten.

Die bevorstehende Retrospektive dieser außergewöhnlichen Künstlerin präsentiert das umfangreiche Werk von Alison Knowles von frühesten Arbeiten bis in die Gegenwart. Dabei wirft die Ausstellung einen Blick auf die ideellen Aspekte der Fluxus-Bewegung und der Gedanken jenes Zeitgeists, betont aber vor allem Alison Knowles' einfühlsame und poetische Kunst sowie ihren Blick auf die Welt. Bis heute gilt sie als eine der zentralsten Figuren der Fluxus-Bewegung, wohl auch, da ihr Kunstschaffen die erste Generation von Fluxus überdauerte, und sie sich neben ephemerer, performativer Kunst, ebenso in den Bereichen von Malerei, Druckgrafik, bis hin zu Skulptur und Installation, Klangarbeiten, Poesie und Publikation bewegte. Als einzige weibliche Mitbegründerin von Fluxus unterscheidet sich die Arbeit von Knowles von der ihrer männlichen Kollegen insbesondere durch ihr Interesse an Lebensmitteln und häuslichen Materialien und Aktivitäten, die sie als „Geheimnisse der gewöhnlichen Dinge“ bezeichnet hat. Die daraus folgende, breite Palette ihrer künstlerischen Ausdrucksformen, verdeutlicht daher einmal mehr das breite Spektrum von Knowles mittlerweile mehr als 60-jähriger Tätigkeit, und die Interdisziplinarität, die sie sowohl im eigenen Kunstschaffen, wie im performativ partizipativen Spektrum formulierte.

„Listen as if you had never heard it;
look at it as if you had never seen it before.
Investigate again what you already know.“

Alison Knowles, 1975

Mit internationalen Leihgaben, darunter die raumgreifende Installation „The Boat Book“, bietet die Ausstellung einen seltenen Einblick in Knowles' Werk in einer solch konzentrierten Form. Besonders hervorzuheben ist dabei auch „The House of Dust“, das seit 2021 Dank des Projekts „tinyBE“ auf dem Wiesbadener Kranzplatz zu bewundern ist.

Bleibt gespannt!

Bean Rolls

Alison Knowles, Beans Rolls, 1963-64, Courtesy Alison Knowles. Foto: © Studio Alison Knowles
Alison Knowles, Beans Rolls, 1963-64, Courtesy Alison Knowles. Foto: © Studio Alison Knowles

Alison Knowles' Kunst begegnet uns überall: Im Rascheln bei der Zubereitung von Salatblättern, im Klackern getrockneter Bohnen, im Knistern von Zeitungspapier und im schmatzenden Geräusch von Hautcreme beim Verreiben in den Handinnenflächen. Mit einem feinfühligen Blick für ihre Umgebung lenkt die Fluxus-Künstlerin (*1933) unseren Blick auf die Poesie des Alltäglichen und lädt ihr Publikum ein, dies ebenso zu tun. Ob es abgetragene Schuhe oder Zwiebelschalen sind, Knowles widmet ihnen die gleiche Aufmerksamkeit.

Sie verleiht den bisher unbeachteten Szenen des Alltags neue Bedeutung und schafft damit eine Sinnlichkeit, die sowohl in der emotional aufgeladenen Nachkriegszeit als auch heute neue Denkräume eröffnet.

Fluxus in den 1960ern

tinyBE

The House of Dust in Wiesbaden, am Kranzplatz 

3D-Druck, Lehm, Holz, Beton, diverse Materialien, 3 × 5 × 4 m

Standort
Wiesbaden Kranzplatz — bis Ende Oktober 2024

Weitere Informationen zum Projekt „tinyBE“
ALISON KNOWLES — tinyBE

„I seek to free each thing from the obstructions of the mind and let each thing (sound/ object/ movement) impress itself of the beholder as fresh, new, alone and having its own intelligence.“

Alison Knowles, 1980

Alison Knowles, The House of Dust, 1967/2021, 3D gedruckt von WASP © tinyBE #1, Foto: Wolfgang Günzel
Alison Knowles, The House of Dust, 1967/2021, 3D gedruckt von WASP © tinyBE #1, Foto: Wolfgang Günzel
„The House of Dust“, 1971, Cal Arts, Valencia, CA © Courtesy of California Institute of Arts Insitute Archives
„The House of Dust“, 1971, Cal Arts, Valencia, CA © Courtesy of California Institute of Arts Insitute Archives

Begleitprogramm

FORTLAUFENDER FELDVERSUCH

Dinner with a stranger

Ein Dinner mit der Frankfurter Künstlerin Laila Zaidi Touis bei Dir zu Hause!

Laila Zaidi Touis arbeitet mit Begegnungen, Partizipation und Dialog. Im Rahmen ihrer seit 2021 laufenden Arbeit „Dinner with the Stranger“ bietet sie sich als Gast an.

Die eingeladene Künstlerin geht mit dem Fremden zu Abend essen. Das Abendessen findet im Haus des/der Gastgeber:in statt, und es ist vorzugsweise das Lieblingsessen des/der Gastgeber:in. Vor jeder Mahlzeit wird ein Foto des/der Gastgeber:in am Tisch gemacht.

Alle Infos findet Ihr auf der Homepage von Laila.

Do 14 Nov 24

What’s happening? Gemeinsame Fluxusaktion

Gemeinsam mit unseren Gästen möchten wir einige der Aktionsvorschläge von Alison Knowles an diesem Abend durchführen. Kommen Sie gern mutig dazu.

16:00 vor dem Museum: #10 Braid (1964)
17:00 im Vortragssaal: #6 Shoes of your choice (1963)
18:00 im Vortragssaal: #7 Piece for Any Number of Vocalists (1962)
19:00 im Wandelhalle: #1 Shuffle (1961)
20:00 in der Ausstellung: #7 Piece for Any Number of Vocalists (1962)

Do 17 Okt 24, 19:00

ART AFTER WORK

Mit Kuratorin Jana Dennhard, M.A.

So 22 Sep, 29 Sep, 6 Okt, 13 Okt, 20 Okt, 27 Okt

OPEN HOUSE — The House of Dust

Bevor „The House of Dust“ Ende Oktober den Kranzplatz verlässt, gibt es an sechs Sonntagen die Möglichkeit, die Installation zu begehen.

Geöffnet ist das House jeweils 13:00—16:00

Von 14:00—15:00 finden während der Öffnung kostenfreie Führungen statt.

Eine Ausstellung in Kooperation mit dem Berkeley Art Museum and Pacific Film Archive (BAMPFA)

Förderer und Partner

Medienpartner

Kulturpartner

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