Seit über dreißig Jahren geht der Musikkritiker Reger jeden zweiten Tag in das Kunsthistorische Museum Wien; zum einen wegen der idealen Raumtemperatur, zum anderen wegen Tintorettos Bildnis eines weißbärtigen Mannes. Seit ebenfalls über dreißig Jahren trifft er dort Irrsigler. Der ist Museumswärter und liebt seine Uniform. Nur eine Polizeiuniform hätte er vielleicht noch mehr geliebt. Irrsigler ist über die Jahre zum Sprachrohr Regers geworden und sorgt dafür, dass dieser ungestört Tintorettos Gemälde betrachten kann. Die Kunstbetrachtung ist für Reger zu einer Art Überlebensstrategie geworden und er hat sie zur Perfektion entwickelt: Jedes Kunstwerk, das für vollendet gehalten wird, studiert er so lange, bis dessen Fehler aufgedeckt sind. Alle Alten Meister und Großen Geister sind unvollkommen. So wie das Leben, wie auch Reger feststellen muss, als er in eine existentiellen Krise gerät.