zurück

Arbeit in den Restaurierungswerkstätten für Gemälde & Skulptur

Das Aufgabenfeld der Restauratorinnen teilt sich, bei der Fülle des Bestandes und der Anforderungen, in verschiedene Bereiche.
Zur Sammlungspflege gehören Kontrolle, Erhalt und Erforschung des Sammlungsbestandes. Neben der maltechnischen Untersuchung und Grundlagenforschung zu Materialien und Künstlern, muss der Bestand fortlaufend auf Beschädigungen durch Alterungsprozesse oder mechanische Beanspruchung, sowie Schädlingsbefall kontrolliert werden. Dazu gehören unter anderem die stetige Verbesserung der Aufbewahrungsbedingungen in den Depoträumen hinsichtlich Platzmangel und Schädlingsbekämpfung. Beteiligung an der Ausarbeitung des Konzepts für das „Integrated Pest Management“ (IPM). Dauerthemen: Platzmangel und Depotsanierung, sowie die Entwicklung von Konzepten zur präventiven Konservierung.
Ebenso wichtig ist die Dokumentation und Einschätzung des Erhaltungszustandes, sowie die Prüfung auf Echtheit möglicher Ankäufe für die Sammlung des Museums und die Zusammenarbeit

mit der Provenienzforschung für Bestand und Neuankäufe. Zusammenarbeit mit den Kuratoren, Registrarin, Depotverwaltung und der Hauswerkstatt bei der Strukturierung von Arbeitsabläufen sowie der Planung der Ausstellungsauf- und – abbauten.Für die Wechsel- oder Dauerausstellungen im Haus werden Gemälde und Skulpturen konservatorisch und restauratorisch bearbeitet bzw. in einen konservatorisch und ästhetisch vertretbaren Zustand gebracht (z.B. Ludwig Knaus, Neues aus dem 19, Jawlensky Alles). Im Zuge dieser Bestandsüberprüfung sind in den letzten zwei Jahren ca. 180 Objekte in der Werkstatt untersucht und bearbeitet worden.Neben den dauerhaft ausgestellten Objekten, gibt es noch die im Depot eingelagerten Objekte. Einige Kunstwerke brauchen dringend konservatorische Zuwendung, auch wenn sie für keine Ausstellung vorgesehen sind. In solchen Fällen wird zeitnah eine Substanzsicherung vorgenommen und auf eine ausführliche Restaurierung vorerst verzichtet.

Abbildungen
1. Fluoreszenz in UV-Aufnahme (linke Bildhälfte, Rupprecht Geiger „Blau auf Schwarz“). Abnahme der Ausblühungen auf der Oberfläche, anlässlich der Ausstellung Jawlensky Alles

2.&3. Firnisabnahme an „Mainlandschaft“ von Karl Peter Burnitz für die Sonderausstellung Exquisit. Kunst des 19. Jahrhunderts.  Schenkung Baechle konnte unter anderem ein Werk des Künstlers Karl Burnitz, aus der Sammlung des Hauses, umfassend konserviert und restauriert werden.

4. Festigung unter dem Mikroskop an „Mädchen am Strand von Westerland“ von Charlotte Behrend-Corinth anlässlich der Ausstellungstournée 2022

5. Stützkonstruktion an der Arbeit „Schindelfabrik“ von Marianne von Werefkin, die die weitere Verformung des Bildträgers verhindert und so die Substanz sichert.

  • 1. Fluoreszenz in UV-Aufnahme (linke Bildhälfte, Rupprecht Geiger „Blau auf Schwarz“). Abnahme der Ausblühungen auf der Oberfläche, anlässlich der Ausstellung Jawlensky Alles
  • 1.jpg
  • 2.jpg
  • 3.jpg

Im Zuge der Kooperation mit anderen Museen / gemeinsamen Projekten gibt es zahlreiche Leihgaben an andere Häuser, die stabil (transportfähig) und ästhetisch in einwandfreiem Zustand sein müssen. Vor der Ausleihe wird der Zustand aller Objekte ausführlich schriftlich und fotografisch protokolliert und dokumentiert. In 2020/2021 gab es z.B. solche Kooperationen mit Chemnitz, Bonn und Hamburg (Jetzt), dem Lehnbachhaus und dem Werefkin Archiv in Ascona (Jawlensky-Werefkin Lebensmenschen), sowie dem Kunstmuseum Bonn (Macke / Jawlensky). Die Kurierbegleitung von Kunstwerken ist eine der wichtigen und verantwortungsvollen Aufgaben der Restauratorinnen (inkl. Konzeption von Aufbewahrungssystemen und Verpackungen).


Da Alexej von Jawlensky als Künstler im Museum Wiesbaden eine besonders wichtige Stellung einnimmt, ist die enge Zusammenarbeit mit dem Jawlensky Archiv in Locarno fundamental. Beim jährlich tagenden Jawlensky Beirat werden die vorgelegten Objekte durch Ines Unger (Gemälde) und Pascale Regnault (Papier) material- und maltechnisch untersucht und gemeinsam mit dem Beirat auf Authentizität geprüft.

Corona
Die Pandemie hatte auch auf Abläufe im Restaurierungsbetrieb große Auswirkungen. Durch Kontaktbeschränkungen und Reiseverbote konnten viele Kurierbegleitungen von ausgeliehenen Objekten nicht wie gewohnt durchgeführt werden. Neben neuen digitalen Lösungen und Herausforderungen, war das internationale Netzwerk von Kolleg*innen hilfreich, um ein sicheres Handling der Kunstwerke zu garantieren. Durch Corona-Hilfen in der Kultur (z.B. durch die Ernst v. Siemens Stiftung), konnten externe Restauratorinnen mit Sonderprojekten beschäftigt werden (Konzepte und Ausführungen in enger Absprache mit den Restauratorinnen des Museums).

Text: Ines Unger
Fotos: Team der Restaurierungswerkstatt

Abbildung:
Fritz von Uhde, Im Klostergarten, 1875. Museum Wiesbaden. Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert


Diese Website verwendet Cookies. Mit dem Besuch der Seite erklären Sie sich damit einverstanden. Mehr Informationen.