8 Mär 09 — 17 Mai 09
Im Zentrum der Wiesbadener Ausstellung, die anlässlich der Verleihung des Otto Ritschl-Preises gezeigt wird, steht die Installation "Raum eines Raumes (Die Allegorie der Photographie)". In dieser Installation setzt sich Katase mit Jan Vermeer van Delft, einem der bekanntesten holländischen Künstler des Barock auseinander. Dessen Gemälde werden zum Ausgangspunkt für eine komplexe Inszenierung, in der auch Vermeers einzigartiger Umgang mit dem Licht und seine Nutzung der Camera Obscura thematisiert werden. In Kombination mit niederländischen Werken des 17. Jahrhunderts aus der Kunstsammlung des Museums gelingt Katase eine ungewöhnlich einprägsame Verbindung von alter und neuer Kunst. Begleitend zu der Ausstellung des dritten Ritschl-Preisträgers präsentiert das Museum Wiesbaden Gemälde von Otto Ritschl sowie Arbeiten der bisherigen Ritschl-Preisträger Gotthard Graubner und Ulrich Erben.
Der in Kassel lebende japanische Künstler Kazuo Katase untersucht die Wahrnehmung von Kunst. Bereits in den 1980er Jahren hat er sich mit Motiven der europäischen Malerei auseinandergesetzt, sie in fotografische und installative Formen transformiert und in die Gegenwart überführt. Damit hebt er die Grenzen von alter und neuer Kunst auf und verdeutlicht, dass Kunst aus unterschiedlichen Jahrhunderten einer zeit- und raumübergreifenden Sphäre verpflichtet sein kann.
Kennzeichnend für alle Werke des Künstlers, die zumeist durch polare Prinzipien und Dualismen wie Innen und Außen, Positiv und Negativ, Licht und Schatten, Individuum und Gesellschaft oder Mensch und Natur bestimmt werden, ist ihre geradezu physisch spürbare ästhetische Präsenz. Katases Bildsprache wird in hohem Maße von den Prinzipien der Imagination und der Assoziation bestimmt. Die Ausstellung in Wiesbaden lädt durch ihre Raumgliederung dazu ein, den Vorgang des Sehens bewusst zu erleben. Wer wen wie wann und warum betrachtet, wird bei Katase zu einem kriminalistischen Fragespiel, das den Betrachter auf faszinierende Art zu seiner eigenen Wahrnehmung der Bildbetrachtung zurückführt.