27 Apr 13 — 8 Sep 13
Thomas Florschuetz zählt zu den herausragenden Fotokünstlern seiner Generation. Seine ersten Arbeiten widmeten sich in den 1980er- Jahren dem eigenen Körper, den er in fragmentarischen Ausschnitten auf der Wand neu anordnete. Nach der Zuerkennung des ersten Preises für junge europäische Fotografen siedelte er 1988 von Ost- nach Westberlin über. Es folgten Arbeitsaufenthalte und Stipendien in New York, Rio de Janeiro und in Pacific Palisades in Kalifornien. 2004 richteten ihm das Kunstmuseum Bonn und das BALTIC Center for Contemporary Art die erste wichtige monografische Ausstellung aus.Sein Werk widmet sich heute besonders dem architektonischen Raum, den Thomas Florschuetz mit seinen Blickachsen und Wandflächen, Durchlässen und Raumführungen neu charakterisiert. Die seit 2010 entstehende und in dieser Ausstellung zum ersten Male öffentlich gezeigte Serie Assembly zeigt Regierungs- und Versammlungsgebäude in Brasilien, Indien und Deutschland. In einer Gegenüberstellung historischer indischer Architektur mit den Regierungsbauten des Architekten Le Corbusier in Chandigarh, der Hauptstadt des Punjab und Ahmedabad zeigt Florschuetz unterschiedliche Raumgebilde als strukturell gleichartige Abfolgen von Wandflächen und Durchlässen.
Die Ausstellung präsentiert Thomas Florschuetz' Bilder der Bauten Le Corbusiers in Indien als einen Gegenpol zu seinen Fotografien der Gebäude Oscar Niemeyers in Brasilia. Dass sowohl Chandigarh als auch Brasilia auf dem Reißbrett neu entstandene Regierungssitze sind, war dabei für den Fotografen ebenso reizvoll wie der Hintergrund der Lehrer-Schüler-Konstellation zwischen Le Corbusier und Niemeyer. Die Serie Assembly umfasst darüber hinaus Fotografien aus dem im Abriss befindlichen Palast der Republik in Berlin und dem kurz vor der Fertigstellung stehenden Neuen Museum auf der Berliner Museumsinsel.Thomas Florschuetz' Fotografien erzählen nicht, sie beschreiben und abstrahieren. Im Kontext der im Museum Wiesbaden gesammelten und gezeigten Kunst der vergangenen 20 Jahre eröffnen sie die neue Perspektive einer fotografischen Haltung, welche die fragmentarische Darstellung zum Prinzip erhoben hat. Thomas Florschuetz' Bilder sind als solche deutlich gekennzeichnete Ausschnitte eines größeren Zusammenhanges, in denen aber nie der Versuch unternommen wird, das Ganze zu zeigen. Ihr innerer Zusammenhang entsteht in der Zusammenfügung von Räumen und Flächen, und der gleichzeitigen Entkörperlichung von Architektur.