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David Novros — Zum 80. alles Gute

GRUSSWORT

David Novros vor Salidas, 2014–16, Öl und Marmorstaub auf Leinwand, Museum Wiesbaden, Schenkung des Künstlers 2016. Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

Heute feiert David Novros seinen 80 Geburtstag. Und wir feiern mit ihm!

Seit wir im Jahr 2009 zum ersten Mal Werke von ihm im Museum Wiesbaden ausgestellt haben, üben diese eine große Faszination auf uns aus. Und das liegt im Besonderen daran, dass David Novros mit seiner Malerei einen ganz eigenen Weg beschritten hat. Zunächst, in den 1960er Jahren testete er wie viele seiner Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeiten des Bildes aus. Er entwarf „shaped canvases“, also unregelmäßig, nicht rechteckig zugeschnittene Leinwandbilder, bald darauf aber auch winkelförmige Arbeiten auf Glasfaser mit schimmerndem Pigment, das sich je nach Lichteinfall in unterschiedlichen Farbstufen zeigte.

Als er 1970 dann auf Wunsch seines Freundes Donald Judd ein Fresko in dessen Wohn- und Atelierhaus in der Springstreet (SoHo, New York) ausführte, hatte er seine Berufung gefunden. Fortan ging es ihm in seiner Malerei um „painted places“, also eine Verbindung von Malerei und dem Ort, für den sie geschaffen wurde. Dass dies der Vermarktung seiner Kunst nicht gerade förderlich war, liegt auf der Hand. (Teilnahme an Galerieausstellungen oder gar auf Messen ist mit Wandmalerei schwierig und ortsspezifische Arbeiten sind nur sehr bedingt handelbar.) So ist es im Laufe der Jahre ruhiger um ihn geworden, wenngleich er kontinuierlich gearbeitet und zahlreiche Projekte im öffentlichen Raum, für Museen, aber auch Privatpersonen ausführen konnte. Der Qualität seiner Malerei hat dies freilich nicht geschadet. Zwar wurde aus dem populären Teilnehmer des Moon Museums im Verlauf der Jahrzehnte ein eher zurückgezogener, seinen eigenen Weg in der Malerei entwickelnder Künstler, aber gerade die Absenz vom Kunstmarkt mag diesen eigenen Weg eher befördert, als behindert haben. Zumal in den letzten Jahren sein Werk nun doch wieder einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt und damit in ihrer besonderen Qualität wahrgenommen werden konnten. Aktuell zeigt die Hamburger Kunsthalle in ihrer Sammlungspräsentation einen Raum mit seinen Arbeiten (Verweis Kunsthalle HH).

Und auch im Museum Wiesbaden ist ein Raum der Galerie seinen Arbeiten gewidmet. Dort wird seit 2017 Salidas präsentiert, ein Werk, das der Künstler genau für diesen Ort, den hohen Raum des ehemaligen Lichthofs im Innern der Kunstsammlung geschaffen hat. Schon 2014 begann David Novros in einem Skizzenbuch erste Entwürfe für ein mehrteiliges Gemälde festzuhalten. Als Skizzenbuch verwendete er dabei ein altes Krankenhausregister, genauer gesagt, das „Ausgangsbuch“ (Salidas). Daher der Titel der Arbeit.

Seine Zeichnungen fügte er in die Lineatur des Registers ein. Weitere Einflüsse sind romanische und maurische Sakralbauten, aber auch — wie generell in seinem Werk — die Kunst Mittelamerikas. Das mehrteilige Bild erinnert an einen Flügelaltar, gleichwohl werden keinerlei religiöse Themen aufgerufen. Allerdings fällt auf, dass im unteren Bereich (analog einer Predella) alle Farb- und Formthemen bereits angesprochen werden. Die Bildteile selbst ergeben trotz ihrer so unterschiedlichen Farbgebung einen Klang aus Farben und Formen, der das gesamte Gemälde umfasst. Gemalt ist „Salidas“ in Öl, mit ausgesprochen viel Pigment und Beimengungen von Marmorstaub, was einen matten, offenen Farbeindruck hervorruft. Die Malerei besteht aus zahllosen Schichten, die in einem sehr langwierigen Prozess mit immensen Trocknungszeiten aufgetragen wurden. Dadurch entsteht ein farblicher Eindruck, der eher an Wandmalerei oder gar an Fresko erinnert, als an ein klassisches Leinwandbild.

Novros greift hier also auf, was ihn seit seinem ersten Fresko im Jahre 1970 interessiert. Malerei für einen Ort, Malerei als Teil der Architektur, dabei jedoch weit mehr als klassisches Dekorum.

Wir freuen uns und sind auch ein wenig stolz, dass wir im Museum Wiesbaden inzwischen sechs Gemälde und zahlreiche Zeichnungen von David Novros versammeln konnten. Darunter zwei Schenkungen aus Privatbesitz und eine mit Unterstützung der Hessischen Kulturstiftung realisierte Erwerbung. Dass „unser“ Künstler nun bereits 80 sein soll, kommt uns dabei fast ein wenig seltsam vor, haben wir ihn doch erst vor rund 15 Jahren „wiederentdeckt“. Im Gespräch mit ihm aber — sei es über Baseball, Fußball oder dann doch die Kunst — kommt ein immenses und fundiertes, Generationen übergreifendes Wissen zu Tage, das deutlich macht, dass wir es hier mit einem der großen Maler der amerikanischen Moderne zu tu haben.

Herzlichen Glückwunsch und alles Gute lieber David!

Dr. Jörg Daur
Stellvertretender Direktor
Kustos moderne und zeitgenössische Kunst

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