21 Okt 22 — 12 Mär 23
Die Kabinettausstellung stellt drei bislang noch nicht gezeigte Arbeiten auf Papier von Masanori Toyoda neuen Arbeiten von Jürgen Krause und Jan Schmidt gegenüber.
Für seine aktuelle Serie der „Salzblätter“ war Jan Schmidt im Frühjahr 2020 auf dem Atlantik unterwegs. Während einer Schiffsreise schöpfte er Salzwasser, jeden Tag, mit Unterstützung der Crew — zumindest wenn der Seegang es zuließ und das Schiff entsprechend Strecke machte. Dieses Wasser gab er jeweils in kleinen Tropfen auf ein Blatt Papier: so entstanden Punkte aus Salzkristall. Diese „tagesaktuellen“ Blätter bilden heute als Serie eine Dokumentation seiner Reise, zu wundervoll minimalistischen Kleinoden vereint.
Wer Krauses Arbeiten kennt, weiß, dass er sich in einem täglichen Kreislauf mit den immer gleichen Vorgängen beschäftigt. Bleistifte spitzen, Linien ziehen, Messer schleifen, oder aber eben auch: ein Blatt grundieren. Dabei führt er den Vorgang jeweils so lange aus, bis jener selbst zu einem Ende kommt: das wechselseitig grundierte Papier wird irgendwann so schwer, dass es sich nicht mehr problemlos wenden lässt. Nun, nach 20 Jahren des Grundierens hat er daraus eine neue Werkgruppe entstehen lassen.
Er selbst schreibt dazu: „Die ursprüngliche Absicht […] war, ein Blatt Papier zu grundieren, um darauf mit einem Silberstift zeichnen zu können. Der Stift, den ich damals eigens anfertigen ließ, blieb jedoch
ungenutzt liegen. Jetzt nehme ich ihn wieder in die Hand für die Arbeit an den "Tafeln": Diese sind aufgebaut wie die Grundierungen, Kreidegrund auf Papier. Nur sind es hier weniger Schichten, vielleicht 50 bis 70. Neu ist, dass ich auch „Roten Bolus“ verwende. In der Ikonenmalerei wird dieses blassrote Pigment eingesetzt als Farbschicht unter dem Blattgold. Es geht mir wie beim weißen Grund darum, das Verborgene, das Darunterliegende zum Vorschein zu bringen.“
Von Masanori Toyoda schließlich beherbergt die Sammlung des Museums drei wunderbar zurückhaltende Arbeiten. Toyoda setzt Markierungen auf seine Blätter, die beinahe zufällig erscheinen und doch präzise gesetzt sind. Die Weite der Möglichkeiten steht in Spannung zur reduzierten Ausführung, die Setzungen, die dabei entstehen erinnern an graphische Notate und Partituren. Ein Spiel entsteht, bei dem jede Setzung abgewogen wird gegen das Ganze, das was ist, aber auch das, was noch kommt.
Wir danken der Galerie Friedrich Müller für die Überlassung der Arbeiten.
Hier finden Sie das Begleitprogramm zur Ausstellung, sobald es im Veranstaltungskalender veröffentlich wurde.