Herbst 2020. Am Eingang des Museums Wiesbaden hängt ein Schild, das die traurige Nachricht verkündet: Wir sind im November geschlossen.
Bereits am 15. März wurde das Museum Wiesbaden aufgrund des Erlasses zur Prävention der Coronavirus SARS-CoV-2-Infektionen an die Kultureinrichtungen des Landes Hessen bis zum 12. Mai für die Öffentlichkeit geschlossen. Alle Veranstaltungen, darunter Führungen, Konzerte und Vorträge, wurden abgesagt. Ausstellungen wurden verschoben oder auf einen späteren Zeitpunkt gelegt. Das gesamte Haus und sein Personal wurden auf einen Basisbetrieb zurückgefahren.
Und nun #Lockdown2.0. Beide Schließungen haben das Museum Wiesbaden schwer getroffen, denn sowohl die große Sonderausstellung Lebensmenschen – Alexej von Jawlensky und Marianne von Werefkin als auch die expressionistische Schau August Macke. Paradies! Paradies? anlässlich der vor 100 Jahren in unserem Haus gastierenden August Macke-Gedächtnisausstellung waren vor den Schließungen jeweils nur an einem Wochenende für Besucher*innen zugänglich. Der Startschuss fällt und die Tore schließen sich auch schon. Die ursprünglich geplanten feierlichen Vernissagen fanden im kleinen Rahmen statt, wenn auch mit Verzicht auf die feierlichen Reden und der Verkostung der Gäste im Museumsfoyer; es wurden ruhige Eröffnungsabende.
Und es geht noch weiter: Denn weder die Naturhistorische Sonderausstellung Schmetterlingen auf der Spur. Mit Illustrationen von Johann Brandstetter noch Winston Roeth – Speed of Light können von unseren Besucher*innen bestaunt werden. Beide Ausstellungen konnten jedoch mit Unterstützung medialer Formate im Sommer eröffnet werden – wenn auch anders als gewohnt – und hoffentlich, um es mit den Worten von Kurator Dr. Jörg Daur zu sagen: „…dem ein oder anderen Besucher ein Licht ins Gesicht zaubern.“
#MuseumfromHome: „Neue Möglichkeiten entdecken und Einblicke hinter die geschlossenen Türen gewähren: Wie kann das umgesetzt werden – ohne Führungen oder Vorträge?“, lautete eine der Fragen, die das Museumsteam zu Beginn des ersten Lockdowns beschäftigten.
Fest stand: Wenn die Besucher*innen nicht hierherkommen können, dann müssen die Exponate der Dauer- und Sonderausstellungen zumindest virtuell ins private Wohnzimmer gelangen! Schon vor der Schließung ist das Museum Wiesbaden online und in den Sozialen Medien vertreten. Diese digitalen Kanäle haben es dem Museum ermöglicht, weiterhin präsent zu sein: Sei es über die Museumswebsite, die MuWi-App oder die Beiträge auf Facebook und Instagram. Unter dem Motto „Museumsfenster am Abend“ ist eine Reihe von Posts ins Leben gerufen worden, die das Sinnbild des Fensters in Zeiten des Lockdowns aufgegriffen habe. Die Beiträge widmeten sich den Inhalten der laufenden Sonderausstellungen oder besprachen einzelne Kunstwerke und Objekte aus der Natur. Seit Mitte Mai wird die Beitragsreihe unter der Headline „Im Fokus“ fortgeführt. Auch die 2019 entwickelte App des Museums erzielte in den vergangenen Wochen hohe Downloadzahlen. Die Multimedia Guides der Sammlungsbereiche Jugendstil. Schenkung F. W. Neess oder Ästhetik der Natur bieten kostenfreie Möglichkeiten, den Museumsbesuch online vor- oder nachzubereiten. Neue Audiotouren zu August Macke. Paradies! Paradies? oder zu Exquisit – Kunst des 19. Jahrhundert stehen ebenfalls zum Download bereit und geben einen Vorgeschmack auf das, was mit der baldigen Eröffnung zu sehen sein wird.
Zudem kam die Idee des MuWi-Blogs auf und überzeugte – und so werden hier seitdem im zweiwöchentlichen Rhythmus Geschichten aus dem Museum sowie über die Ereignisse hinter den Kulissen in Form von Textbeiträgen oder Videos erzählt. Den Auftakt des Blogs bildete ein Osterspaziergang mit Museumsdirektor Dr. Andreas Henning durch die Sammlung der Alten Meister. Und auch die Mitarbeiter*innen kommen zu Wort, die Vorhänge fallen und was zu sehen (oder besser gesagt: zu lesen) ist, nimmt die Leser*innen mit auf eine Reise durch die Ausstellungen und die einzelnen Arbeitsfelder des Museums.
Vielleicht kennen Sie auch schon unsere neue Videoclip-Reihe? Diese Kurzvideos sind ein Produkt des #Lockdown2.0 und zeigen die Kurator*innen des Hauses, die ihre Lieblingsstücke vorstellen!
Schauen Sie sich hier die Lieblingsstücke von Fritz Geller-Grimm, Dr. Jörg Daur oder Lea Schäfer an oder klicken Sie HIER, um alle Lieblingsstücke der Kolleg*innen anzusehen!
Auch für die Vorweihnachtszeit hat das Museum Wiesbaden eine Aktion initiiert, an der die Besucher*innen vom Smartphone aus teilnehmen können – der MuWi-Adventskalender 2020. Unter dem Motto 24 Tage, 24 Türchen verlost das Museum Wiesbaden jeden Tag auf Instagram einen Gewinn unter den Teilnehmenden: Von Freikarten zu Führungsgutscheinen, Postkarten, Postern, Wundertüten, Katalogen oder dem beliebten Blauen Hummer als Kuscheltier.
In insgesamt vier Beiträgen stellt unser Direktor, Dr. Andreas Henning, auf Instagram und Facebook Stücke aus dem Haus vor, die einen weihnachtlichen Bezug haben. Auf diesem Weg möchten das Team des Museums Wiesbaden weihnachtliche Stimmung seinen Besucher*innen und Abonnent*innen nach Hause bringen. Die Beiträge wurden auf dem Youtube-Kanal des Museums Wiesbaden sowie auf Facebook und Instagram ausgespielt.
Die digitalen Vermittlungsangebote für Kinder und Jugendliche waren besonders spannend. Denn trotz der Öffnung von Mai bis Oktober hatten Schulklassen weiterhin nicht die Möglichkeit, gemeinsam das Museum Wiesbaden zu vor Ort zu erkunden.
Aus diesem Grund hat die Abteilung für Bildung und Vermittlung zwei Projekte entwickelt: Die „Museumsguides“ bieten Jugendlichen Videorundgang durch die Ausstellung Lebensmenschen. Geführt werden sie dabei von Schüler*innen des Projekts Schule+Museum, die in altersgerechter Weise die Ausstellungen dem jüngeren Publikum nahebringen.
Die #stayathome Challenge „Sammelfieber – Sammeln verbindet“ rief Groß und Klein zu Hause auf, Fotos von ihren Sammlungen zu teilen. Wöchentlich wurden auf der Museumswebsite und auf der Homepage der Wiesbadener Kindertagesstätten DU GEHÖRST ZU UNS verschiedene Sammelideen veröffentlicht – die Einsendungen wurden nach den Herbstferien im Edu-Forum des Museums präsentiert.
Und was ist das Fazit? Wenn Not erfinderisch macht, dann hat diese besondere Ausnahmesituation doch gezeigt: Neue Ideen entstehen aus einem gemeinsamen Miteinander – und manche dieser Ideen sind gekommen, um zu bleiben.
Länger „geblieben“ als geplant sind auch die Sonderausstellungen Lebensmenschen, die bis zum 23. August verlängert werden konnte (bevor sie nun weiter nach Ascona gereist ist), sowie Ludwig Knaus – Homecoming, eine Schau mit faszinierenden Werken des Wiesbadener Genremalers, die bis zur zweiten Schließung im Museum Wiesbaden zu sehen war, und auch die naturhistorische Ausstellung Schmetterlingen auf der Spur. Mit Illustrationen von Johann Brandstetter, die noch bis zum 31. Januar 2021 Jung und Alt zum Staunen und entdecken einlädt. Denn mit über 500 verschiedenen Schmetterlingen gibt die Ausstellung einen Einblick in die Artenvielfalt der tag- und nachtaktiven Tiere.
Von ihrem „Ankommen“ künden zudem die Sonderausstellung Exquisit – Kunst des 19. Jahrhunderts sowie die Studienausstellung Das Natternkind des Asklepios, die beide bereits in den Startlöchern stehen und mit der Wiedereröffnung für die Besucher*innen zugänglich sein werden.
Wie Sie sehen, arbeiten wir im Hintergrund intensiver an der Verbesserung unseres Serviceangebots – neben dem digitalen Content ist das Museum Wiesbaden dabei ein E-Ticketing-System einzuführen, unsere Website erhält einen Relaunch und auch die MuWi-App wird stets weiter ausgebaut…Auch wenn also derzeit ein Schild am Eingang des Museums unsere temporäre Schließung verkündet, geben wir alles. Ob analog oder digital.
Sie möchten noch mehr über die digitale Arbeit erfahren?
In diesem Blogbeitrag auf der Homepage der Freunde des Museums Wiesbaden können Sie in eintauchen, in eine digitale Entdeckungstour zu unserer Ausstellung August Macke. Paradies! Paradies?. Lesen Sie rein und begeben sich am besten gleich selbst auf Entdeckungstour!