25 Mai 21 — 29 Aug 21
Im Rahmen der Neupräsentation der Abteilung Klassische Moderne zeigen wir in Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Wiesbaden eine Intervention der Frankfurter Künstlerin Chunqing Huang.
Das Porträt des Malers meint im Fall dieser eindrücklichen Serie nicht das Bild einer Person, sondern ein Bild, das sich auf ein ganzes Werk bezieht. In kleinen Formaten malt Chunqing Huang das, was ihr zu den Bildern eines Malers, die sie gesehen hat, einfällt. Wäre dieser Akt des Malens ironisch konzipiert, würde man von Pastiches sprechen.
Tatsächlich handelt es sich um eine ernsthafte Aneignung der europäischen Moderne (von Édouard Manet bis Maria Lassnig) durch eine Malerin, die in China geboren wurde, in Peking zur Kunstakademie ging und im Jahr 2000 an die Städelschule in Frankfurt wechselte, wo sie später als Meisterschülerin von Hermann Nitsch abschloss.
Kunsthistorisch würde man von einer Appropriation sprechen, einer gezielten, unerschrockenen Aneignung. Diese gilt dem Duktus, der Farbigkeit, dem Licht — also dem Stil eines Malers. Sie paraphrasiert den Stil, sie nimmt ihn selbst aber nicht an. Selbst die Sujets der Werke scheinen indirekt durch. Dieses Konzept ist durchaus verwirrend. Man muss es am Ergebnis messen. Es entsteht ein inneres Museum europäischer Kunst, eine Miniatur musealer Erfahrungen. Der Ansatz ist ernst, die Ausführung bleibt spielerisch.
Dass sich Huang nicht mit Epochenstudien zufriedengibt, sieht man an ihrer gründlichen Beschäftigung mit den Expressionisten, deren hoch individueller malerischer Eigenheit und piktorialer Lust sie nachspürt. Die „Kunst der Beschreibung“ ist schon auf der Ebene des Wortes keine Kleinigkeit. Hier wird die Beschreibung weitergeführt in ein neues Werk: eine Übermalung.
Das Kulturamt Wiesbaden eröffnet die Ausstellung am 12. Juni um 15 Uhr im Kunsthaus. Kulturdezernent Axel Imholz und die Referatsleiterin für Bildende Kunst Monique Behr begrüßen die Gäste, die Einführung hält der Kurator der Ausstellung Ulf Erdmann Ziegler.
Laufzeit der Ausstellung
13. Juni — 15. August 2021
Öffnungszeiten
dienstags, mittwochs, freitags, samstags und sonntags von 11 — 17 Uhr
donnerstags 11 — 19 Uhr
Der Eintritt ist frei
Es gelten die aktuellen Hygiene- und Abstandsregelungen des Landes Hessen.
Rahmenprogramm
Donnerstag, 1. Juli, 18 Uhr
Podiumsdiskussion mit Wolfgang Ullrich, Kulturwissenschaftler und freier Autor, und Ulf Erdmann Ziegler, Schriftsteller und Kunstkritiker
Donnerstag, 8. Juli 2021, 18 Uhr
Führung mit der Künstlerin Chunqing Huang und Ulf Erdmann Ziegler
Zur Ausstellung erscheint ein Buch.
Chunqing Huang (*1974) ist eine zeitgenössische Künstlerin, die in den Bereichen Malerei, Fotografie, Film und Installation tätig ist. Sie lebt und arbeitet in Frankfurt am Main und Peking.
Huang studierte Freie Grafik und Malerei an der Zentralen Akademie der Bildenden Künste (Central Academy of Fine Arts, CAFA) in Peking (1994—1998). Ende 2000 zog sie nach Deutschland. An der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste — Städelschule in Frankfurt am Main studierte sie bei den Professoren Peter Angermann, Hermann Nitsch und Wolfgang Tillmans (2000—2004) und war Meisterschülerin im Fach Freie Malerei und Interdisziplinäre Kunst.
Hier finden Sie das Begleitprogramm zur Ausstellung, sobald es im Veranstaltungskalender veröffentlich wurde.