Do 13 Feb

Ludwig Knaus — Homecoming — Bedeutende Hauptwerke des Genremalers aus den Vereinigten Staaten zu Gast im Museum Wiesbaden

Wiesbaden. 13. Februar 2020 — Die Werke des Wiesbadener Genremalers Ludwig Knaus (1829—1910) sind nicht aus dem Kanon der Kunst des 19. Jahrhunderts wegzudenken. Seine Gemälde waren zu Lebzeiten des Künstlers auf dem internationalen Kunstmarkt begehrt und befinden sich heute in internationalen Kunstsammlungen. Das Museum Wiesbaden zeigt mit der Ausstellung Ludwig Knaus — Homecoming Hauptwerke des Malers, die erstmals wieder zu Gast in Wiesbaden sind, nachdem sie in die Vereinigten Staaten gelangten. Vom 14. Februar bis zum 2. August 2020 spiegelt die Schau anhand von rund 70 Gemälden und 100 Zeichnungen Ludwig Knaus‘ Beobachtungen der Gesellschaft im 19. Jahrhundert wider und gibt mit Motiven aus dem Alltag, wie der Goldenen Hochzeit oder Hoheit auf Reisen, tiefere Einblicke in die Kultur und Geschichte Hessens.

Der gebürtige Wiesbadener Künstler Ludwig Knaus wurde nach einer Ausbil-dung an der Düsseldorfer Akademie zu einem der führenden Genre- und Porträtmalern des 19. Jahrhunderts. Von 1852 bis 1860 lebte Knaus in Paris, wo seine Arbeiten bereits 1852 erste Erfolge verzeichneten und fortan auf dem internationalen Kunstmarkt, vor allem nach Frankreich und Amerika, vertrieben wurden. Die Stadt Wiesbaden, zu der Knaus immer eine enge Beziehung pflegte, „schmückte“ sich im 19. Jahrhundert gerne mit dem Künstler. Aufgrund seiner hohen Preise konnte das Museum zu Knaus‘ Lebzeiten jedoch nur zwei seiner begehrten Gemälde, Brautschau (1864) und Die Frühlingsidylle (1895), zu Sonderkonditionen erwerben. Zahlreiche von Knaus‘ Arbeiten sind in seinem Atelierhaus in der Schönen Aussicht 7 in Wiesbaden entstanden. Nach seiner Rückkehr aus Frankreich mit einer Zwischenstation in Wiesbaden wurde Knaus 1874 auf eine Professur an die Akademie der Künste in Berlin berufen, wo er bis zu seinem Lebensende 1910 lebte. Heute befinden sich die Gemälde von Ludwig Knaus in zahlreichen deutschen Museen, ebenso wie in Amerika und weiteren europäischen Sammlungen.

Während Knaus‘ Zeitgenossen sich der Kunst des Impressionismus verschrie-ben, galt Knaus‘ künstlerisches Interesse der realitätsnahen Darstellung von Szenen aus dem Alltag, darunter vor allem Taufen, Hochzeiten, Feste oder Ernten. „Mir sagt aber das ausdrucksvolle lebendige Genre entschieden besser zu, wo man sich für die Individualitäten interessiert, wo die Leute sprechen und handeln und in intimer Beziehung zu einander stehen“. Ludwig Knaus, 21.12.1857
Die Genremalerei von Ludwig Knaus bildet zahlreiche Stationen und Bereiche des Lebens ab: von der Kindheit bis zum Tod oder vom Arbeitsalltag bis zu den Existenzen außerhalb der bürgerlichen Norm. Vor allem war der Wiesbadener aber auch ein Porträtist und Zeichnungen bildeten für Knaus die Grundlage, sich der Realität zu nähern und sie zu erfassen. Knaus Œuvre zeichnet sich insbesondere durch den Anspruch des Künstlers aus, möglichst wirklichkeits-treue Darstellungen der Menschen in poetischer Form zu fertigen. Ihn interessierten Szenen zwischenmenschlicher Begegnungen. Darstellungen mit vielen Figuren sind typisch für seine Kompositionen.

Oftmals besitzt die idyllisch anmutende Genremalerei aber auch soziakritisches Potential. Ludwig Knaus malte Gesellschaftsbilder, die als Spiegel der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts aus der Sicht Knaus‘ gesehen werden können. Beispielsweise leisten seine Darstellung von Festen und Landschaften um Willingshausen herum einen Beitrag zur Herausbildung der hessischen Identität, da sie Aufschluss über Trachten und Bräuche geben. Ebenfalls muss betont werden, dass Knaus als typischer Vertreter des 19. Jahrhunderts gängige Vorurteile aufzugreifen, diese entsprechend darzustellen und zu bedienen wusste. Dazu gehörten Themen und Darstellungen, die aus Sicht der bürgerlichen Gesellschaft Minderheiten, exotische Motive und Randgruppen zum Gegenstand hatten. Beispielsweise erzielte seine Präsentation der sich außerhalb der gesellschaftlichen Norm bewegenden Zigeuner in Paris große Erfolge. Knaus zeigte in seinen Genrebildern auch Szenen aus dem jüdischen Kulturkreis, wie beispielsweise das Gemälde Salomonische Weisheit (1878), bei der er die gängigen Vorurteile seiner Zeit aufgriff. Großer Beliebtheit im In- und Ausland erfreuten sich seine Darstellungen der ländlichen Bevölkerung. Ein Schlüsselwerk des 19. Jahrhunderts, Die Goldene Hochzeit (1858), zeigt ein familiäres, generationenübergreifendes Fest aus der hessischen Schwalm. Für die damalige Gesellschaft und die Käuferschaft wirkten die Schwälmer Landleute als Einheit fernab einer aus den Fugen geratenen industrialisierten Welt.

Die Ausstellung Ludwig Knaus — Homecoming (14.02.—02.08.2020) rückt zentrale Hauptwerke aus dem Werk Knaus‘, die bereits zu Lebzeiten des Malers nach Amerika verkauft wurden, in den Fokus. Ausgehend von bedeutenden Leihgaben aus dem Grohmann Museum in Milwaukee, Wisconsin sowie dem Milwaukee Art Museum und dem Arnot Art Museum New York, die eigens für das Ausstellungsprojekt nach Hessen zurückkehren, ist die Ausstellung in thematische Bereiche gegliedert. Rund 70 Gemälde und 100 Zeichnungen und Ölstudien stellen das Werk des Wiesbadener Genremalers auf 350 Quadrat-metern Ausstellungsfläche vor. Der Rundgang thematisiert den Kreislauf des Lebens von der Wiege bis zur Bahre unter besonderer Berücksichtigung der Werke aus Amerika. Die Arbeitsweise des Künstlers wird durch Zeichnungen und Studien wie aber auch durch authentische hessische Kostüme dokumentiert. Die Ausstellung verdeutlicht anhand der Hauptwerke von Ludwig Knaus, dessen Name damals in aller Munde war, welchen hohen Stellenwert er für die Kunst des 19. Jahrhunderts besaß. Heute hingegen gilt er weitestgehend als vergessen. Eine Auswahl von hessischen Trachten-kostümen aus dem Nachlass des Künstlers ergänzen die Schau.

Zur Ausstellung erscheint der Katalog Ludwig Knaus — Homecoming im Deutschen Kunstverlag, (ISBN: 978–3–422–98280–2).

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft des Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier.

Gefördert durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain und die Ernst von Siemens Stiftung.

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