Mo 26 Jun

Adele Zwintscher – Eindringliche Blicke und die Wechselwirkung von Malerei und Fotografie

Oskar Zwintscher zählt zu den bedeutendsten deutschen Jugendstilkünstlern. Zu Lebzeiten nannte man ihn den „sächsischen Klimt“, nachdem seine Gemälde einst bei der Biennale von Venedig neben den Werken von Gustav Klimt präsentiert wurden. Eine große Sonderausstellung im Museum Wiesbaden zeigt aktuell eine Retrospektive über das Schaffen des begabten Porträtisten, der den Fotografen Hugo Erfurt zu seinen engsten Freunden zählte. Er bewegte sich in einem künstlerischen Umfeld zwischen Heinrich Vogeler, Paula Modersohn-Becker und Rainer Maria Rilke. Die Ausstellung Weltflucht und Moderne gewährt aber auch Einblicke in das Privatleben des sächsischen Malers. Muse und zentrale Figur innerhalb der Exponate ist Adele Zwintscher, die Frau des Künstlers. Bis zum 23. Juli können Gäste die eindrucksvollen Leihgaben im Museum Wiesbaden betrachten.

Mal posiert Adele als junge Braut in einer Frühlingslandschaft, mal findet man sie als mondäne Dame von Welt oder verkleidet als Page wieder. Ein lebensgroßes Aktgemälde von 1909 präsentiert Adele Zwintscher als selbstbewusste, reife Frau, in der Rolle der Femme fatale. Gleichzeitig zeigt sich im weichen Pelz oder dem schimmernden Perlmutt Zwintschers Meisterschaft in der Darstellung unterschiedlicher Oberflächen. Gleich zehn Exponate verbildlichen unterschiedliche Facetten von Adeles Persönlichkeit. Sie war Muse und Modell zugleich. Ihre mit Öl gemalten Porträts gleichen Porträtfotografien: ein Zeichen dafür, dass Zwintscher den modernen Berufszweig schätzte und ein großes Interesse an den Wechselwirkungen zwischen Fotografie und Malerei fand.

Der Fotograf Hugo Erfurth und der Maler Oskar Zwintscher waren nicht nur befreundet, gemeinsam entwickeln sie eine medienübergreifende neue Sprache für Porträtdarstellungen. Die Darstellungen von Zwintschers Frau Adele in beiden Kunstformen geben darüber sprechend Zeugnis ab,“ beurteilt Kurator Dr. Peter Forster.

Nicht nur bei dem sächsischen Maler Oskar Zwintscher wirkte sich die enge Beziehung zu seiner Frau auf sein künstlerisches Schaffen aus: Während Alexej von Jawlensky und Marianne von Werefkin sich gegenseitig künstlerisch motivierten, zeigt die Ausstellung Gemischtes Doppel ab Oktober die kreativen Synergien zweier Ehepaare der Moderne, die maßgeblich an der Gründung der Pariser Académie Matisse beteiligt waren.

Weltflucht und Moderne (3 Mär 23 — 23 Jul 23)
Oskar Zwintscher (1870, Leipzig–1916, Loschwitz) zählt zu den großen künstlerischen Wiederentdeckungen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und des Museums Wiesbaden. Eine großangelegte Ausstellung im Museum Wiesbaden holt das facettenreiche Werk des Künstlers vom 3. März bis zum 23. Juli 2023 nach 114 Jahren nach Wiesbaden zurück. „Weltflucht und Moderne“ verortet den Porträtkünstler, der bereits zu Lebzeiten Ausstellungserfolge in Wiesbaden feierte, in der Kunst des Jugendstils und des Symbolismus. Fast 60 Gemälde, darunter Porträts von prominenten Mitgliedern der Gesellschaft der Jahrhundertwende oder Zwintschers Muse und Ehefrau Adele ziehen die Blicke ihrer Betrachter:innen in ihren Bann. Die Schau spannt mit ikonischen Porträts, brillanten Zeichnungen und Karikaturen, Beispielen angewandter Kunst bis hin zu idyllischen Landschaften den Bogen von Zwintschers künstlerischen Anfängen bis hin zu seinem Spätwerk.

Die Ausstellung wird gefördert durch die Hessische Kulturstiftung und die Freunde des Museums Wiesbaden e.V.

Hr2 ist Kulturpartner der Ausstellung.

ARTE ist Medienpartner der Ausstellung.

Eine Ausstellung in Kooperation mit dem Albertinum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden. Weitere Kooperationspartnern sind die Hochschule für Bildende Künste Dresden, die Städtische Galerie Dresden und das Kupferstich-Kabinett/SKD.


Begleitprogramm (Auswahl)

Sa, 22 Jul 2023
Sommerfest / Finissage
Weltflucht und Moderne — Oskar Zwintscher in der Kunst um 1900

Eintritt
Ticketerwerb an der Tageskasse oder Buchung online:

Sonderausstellung* 12,— Euro (9,— Euro ermäßigt)

* Eintritt in die Sonderausstellungen beinhaltet den Besuch der Sammlungen. Eintritt frei für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.

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