20 Sep 24 — 26 Jan 25
Alison Knowles, 2003
Als Alison Knowles im September 1962 nach Wiesbaden kam, um gemeinsam mit George Maciunas, Dick Higgins, Nam June Paik, Emmett Williams, Ben Patterson und Wolf Vostell den Vortragsaal des Städtischen Museums für vier Wochenenden und vierzehn Aufführungen im Rahmen der „Fluxus Internationalen Festspiele Neuester Musik“ zu bespielen, war sie 29 Jahre alt. Anders als es das Wiesbadener Publikum von den alljährlichen kaiserlichen „Mai Festspielen“ kannte, war die damalige Konzertreihe ein integraler Bestandteil der radikalen Abkehr von allem, was bis dato in der wohlhabenden und gemäßigten Kunst- und Politikszene nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs jemals erlebt worden war. Energetisch, an die Grenzen des vermeintlich „guten Geschmacks“ gehend und den Besuch einer musealen Veranstaltung neu definierend, brach „Fluxus“ mit den Konventionen und Erwartungen — so weit, dass einzelne Wiesbadener:innen die damaligen Ereignisse nur mit einem „Die Irren sind los“ kommentierten.
Die Retrospektive dieser außergewöhnlichen Künstlerin präsentiert das umfangreiche Werk von Alison Knowles von frühesten Arbeiten bis in die Gegenwart. Dabei wirft die Ausstellung einen Blick auf die ideellen Aspekte der Fluxus-Bewegung und der Gedanken jenes Zeitgeists, betont aber vor allem Alison Knowles' einfühlsame und poetische Kunst sowie ihren Blick auf die Welt. Bis heute gilt sie als eine der zentralsten Figuren der Fluxus-Bewegung, wohl auch, da ihr Kunstschaffen die erste Generation von Fluxus überdauerte, und sie sich neben ephemerer, performativer Kunst, ebenso in den Bereichen von Malerei, Druckgrafik, bis hin zu Skulptur und Installation, Klangarbeiten, Poesie und Publikation bewegte. Als einzige weibliche Mitbegründerin von Fluxus unterscheidet sich die Arbeit von Knowles von der ihrer männlichen Kollegen insbesondere durch ihr Interesse an Lebensmitteln und häuslichen Materialien und Aktivitäten, die sie als „Geheimnisse der gewöhnlichen Dinge“ bezeichnet hat. Die daraus folgende, breite Palette ihrer künstlerischen Ausdrucksformen, verdeutlicht daher einmal mehr das breite Spektrum von Knowles mittlerweile mehr als 60-jähriger Tätigkeit, und die Interdisziplinarität, die sie sowohl im eigenen Kunstschaffen, wie im performativ partizipativen Spektrum formulierte.
Alison Knowles, 1975
Mit internationalen Leihgaben, darunter die raumgreifende Installation „The Boat Book“, bietet die Ausstellung einen seltenen Einblick in Knowles' Werk in einer solch konzentrierten Form. Besonders hervorzuheben ist dabei auch „The House of Dust“, das seit 2021 Dank des Projekts „tinyBE“ auf dem Wiesbadener Kranzplatz zu bewundern ist.
Alison Knowles' Kunst begegnet uns überall: Im Rascheln bei der Zubereitung von Salatblättern, im Klackern getrockneter Bohnen, im Knistern von Zeitungspapier und im schmatzenden Geräusch von Hautcreme beim Verreiben in den Handinnenflächen. Mit einem feinfühligen Blick für ihre Umgebung lenkt die Fluxus-Künstlerin (*1933) unseren Blick auf die Poesie des Alltäglichen und lädt ihr Publikum ein, dies ebenso zu tun. Ob es abgetragene Schuhe oder Zwiebelschalen sind, Knowles widmet ihnen die gleiche Aufmerksamkeit.
Sie verleiht den bisher unbeachteten Szenen des Alltags neue Bedeutung und schafft damit eine Sinnlichkeit, die sowohl in der emotional aufgeladenen Nachkriegszeit als auch heute neue Denkräume eröffnet.
3D-Druck, Lehm, Holz, Beton, diverse Materialien, 3 × 5 × 4 m
Standort
Wiesbaden Kranzplatz — bis Ende Oktober 2024
Weitere Informationen zum Projekt „tinyBE“
ALISON KNOWLES — tinyBE
Alison Knowles, 1980
Ein Dinner mit der Frankfurter Künstlerin Laila Zaidi Touis bei Dir zu Hause!
Laila Zaidi Touis arbeitet mit Begegnungen, Partizipation und Dialog. Im Rahmen ihrer seit 2021 laufenden Arbeit „Dinner with the Stranger“ bietet sie sich als Gast an.
Die eingeladene Künstlerin geht mit dem Fremden zu Abend essen. Das Abendessen findet im Haus des/der Gastgeber:in statt, und es ist vorzugsweise das Lieblingsessen des/der Gastgeber:in. Vor jeder Mahlzeit wird ein Foto des/der Gastgeber:in am Tisch gemacht.
Sie möchten Laila Zaidi Touis zu sich einladen? Dann melden Sie sich direkt bei ihr unter: Dinner_with_the_Stranger@yahoo.com.
Alle Infos findet Ihr auf der Homepage von Laila.
Bevor „The House of Dust“ Ende Oktober den Kranzplatz verlässt, gibt es an sechs Sonntagen die Möglichkeit, die Installation zu begehen.
Geöffnet ist das House jeweils 13:00—16:00
Von 14:00—15:00 finden während der Öffnung kostenfreie Führungen statt.
Mit Kuratorin Jana Dennhard, M.A.
Die Frankfurter Aktionskünstlerin Laila Zaidi Touis spricht an diesem Abend mit der Kuratorin Jana Dennhard über ihre Aktionen und Performances.
Verabschieden Sie sich mit uns von Knowles' „The House of Dust“.
Special Guest: IDA FLUX
An diesem Tag lädt Sie die Offenbacher Konzept-Künstlerin, Illustratorin und Performerin Katharina Hantke zu einem besonderen Workshop ein.
Gemeinsam mit unseren Gästen möchten wir einige der Aktionsvorschläge von Alison Knowles an diesem Abend durchführen. Kommen Sie gern mutig dazu.
16:00 vor dem Museum: #10 Braid (1964)
17:00 im Vortragssaal: #6 Shoes of your choice (1963)
18:00 im Vortragssaal: #7 Piece for Any Number of Vocalists (1962)
19:00 im Wandelhalle: #1 Shuffle (1961)
20:00 in der Ausstellung: #7 Piece for Any Number of Vocalists (1962)
Mit Dr. Clara Wörsdörfer, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Eintritt ist frei
Celebration Red
Alle Gäste dürfen rote Dinge mitbringen und in einem Raster auf dem Boden im Foyer des Museums auslegen.
Das Hessische Staatstheater Wiesbaden zu Gast