Die aktuelle Präsentation der Alten Meister im Museum Wiesbaden umfasst mit über 100 Exponaten, ausgehend vom frühen Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert, zentrale Werke aus allen Epochen der Kunstgeschichte. Die Sammlung kann auf eine lange Tradition zurückblicken und begleitete die Historie des Museums durch all seine Phasen hindurch. Ihr feierlicher Beginn fällt mit der Eröffnung des Museums am 1. April 1825 im Erbprinzenpalais in der Wilhelmstraße zusammen. Zu diesem Zeitpunkt umfasste die Gemäldegalerie vor allem die 156 Werke aus der Privatsammlung von Johann Isaak von Gerning (1767—1837), der diese 1826 zusammen mit Altertümern und „Naturalien“ gegen Zahlung einer jährlichen Leibrente dem nassauischen Staat überlassen hatte. Die Initiative für diese Transaktion ging auch auf Johann Wolfgang von Goethe zurück, der dem Frankfurter Gerning vorgeschlagen hatte, seine Sammlungen öffentlich in Wiesbaden zugänglich zu machen.
Mit dem Wiedereinzug der Objekte 2013 in den neu sanierten Kirchensaal führt die heutige Präsentation diese Tradition fort. Im Kern schwingt auch im Kirchensaal des Museums von 1915 noch immer etwas von jener romantisch begründeten Bildungsbürgermystik mit, die Kunsterleben als Heilsweg anbot, die Disziplinierung von Körper und Sinnen forderte und sich dafür gewaltige eigene Kultbauten schuf.
Die Rauminstallation Grapheme des 1977 geborenen Berliner Künstlers Robert Seidel stellt das Entrée zu den Räumlichkeiten der Alten Meister dar. Einem Tunnel gleich verdichtet und erweitert sich der Raum mittels Farben, Spiegel, Skulpturen, Projektionen und Klang und nimmt den Betrachter mit auf eine sphärische Reise in unbekannte Welten. Diese Reise komprimiert künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten der letzten Jahrhunderte über Farbe, Form und Raum und versetzt diese in Bewegung. Die Rauminstallation Seidels steht für die ständig anhaltende Verlebendigung unseres kulturellen Erbes.
Die emotional stark aufgeladenen Skulpturen des japanischen Künstlers Katsura Funakoshi (*1951) wirken durch ihre geheimnisvolle Gegensätzlichkeit. Die Simultaneität von entrückter, zeitloser Mimik und provokanter Entfremdung von Körperteilen bilden die Keimzelle der unerwartet anziehenden Spannung.
Das Museum Wiesbaden ist seit 2005 im Besitz einer "Sphinx" von Katsura Funakoshi und präsentiert diese im Kirchensaal.
Thematisch bewegt sich der christlich getaufte Funakoshi zwischen den Kulturen seiner Heimat und dem Okzident. Die aus duftendem Kampferholz geschnitzten Torsi greifen die Holzschnitzkunst des ausgehenden Mittelalters und der Kamakura-Periode (1185—1333) auf. In einer für Japan eher ungewöhnlich erscheinenden, expressionistischen Auslegung überträgt er alte Technik in ein modernes Format. Ausgangspunkt seiner Arbeiten ist dabei stets der Mensch in seiner Vielheit, der „alle Menschen in sich vereint und doch einzig ist“.
Mit dem Museum Wiesbaden sind zwei Kunstpreise verbunden. Der eine ist der Alexej-von-Jawlensky-Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden, der an das Lebenswerk des großen russischen Malers erinnert, der von 1921 bis zu seinem Tode 1941 in Wiesbaden lebte. Er wird alle 5 Jahre vergeben und u.a. gestiftet von der hessischen Landeshauptstadt, der Spielbank Wiesbaden und der Nassauischen Sparkasse.
Als zweites ist der Otto-Ritschl-Preis zu nennen. Der Künstler lebte zwischen 1918 und 1976 in Wiesbaden. Nach anfänglich figürlicher, später auch dem Surrealismus nahestehender Arbeit näherte er sich in den fünfziger Jahren schrittweise der zunächst geometrischen, später eher expressiven Abstraktion. Seit Beginn der sechziger Jahre kreiste sein zunehmend meditatives Spätwerk um einen immateriellen, nur durch Farbe gestalteten Raum. Um den Namen Otto Ritschl lebendig zu halten, vergibt der Museumsverein Ritschl e.V. seit 2001 den ihm gewidmeten Kunstpreis.
Das Museum Wiesbaden bietet eine Vielzahl an Veranstaltungen für jede Altersklasse an. Ob Führungen, Workshops für Kitas und Schulen, Lehrerfortbildungen, Angebote für Studierende, private Gruppen oder Familien mit Kindern.