Als wissenschaftliche Volontärin in den Naturhistorischen Sammlungen im Museum Wiesbaden habe ich viele verschiedene Aufgabenbereiche kennengelernt: von Sammlungsarbeit, Führungen bis hin zum Ausstellungsaufbau. Außerdem gehört zum Volontariat, eine eigene Ausstellung im Studienraum zu konzipieren. Die Themenfindung stellte mich vor besondere Herausforderungen.
Ich wollte unseren Besucher:innen vermitteln, wie spannend Töpferwespen sind. Diese Tiere haben es mir besonders angetan, denn sie bauen kleine urnenförmige Brutkammern aus Lehm. Aber mit diesen Wespen alleine lassen sich keine 120 qm füllen. Zum Glück sind sie bei weitem nicht die einzigen Lehmbauer:innen.
Neben weiteren Wespen finden sich auch bei einigen Bienen, Termiten, Schwalben und anderen Vögeln Lehmnester in verschiedenen Größen und Formen. Dabei war es schwer abzugrenzen, was als Lehmbau gilt und was nicht. Reine Sandbauten, Höhlen oder mit Speichel zusammengekittete Steinchen zählte ich nicht dazu und ich konzentrierte mich auf freistehende Bauten für den Nachwuchs.
In diesem Kontext kam die Frage auf, was Lehm eigentlich genau ist. Diese spezielle Mischung aus Sand, Schluff und Ton nutzt auch der Mensch seit über 10 000 Jahren in vielfältiger Weise. Die Ausstellung sollte Parallelen menschlicher Lehmerzeugnisse zum Tierreich hervorheben. So wuchs meine Wespenausstellung nach und nach zu einer Lehmausstellung.
Jetzt hatte ich die Themen und konnte mich auf die Suche nach den Objekten machen. Mein erster Weg führte mich selbstverständlich in die Sammlungsdepots des Museums und ich fand eine Bandbreite an Nestern, die aus Lehm gebaut sind. Außerdem hatte ich die Gelegenheit auf einer Exkursion in Südfrankreich ein paar besondere Exemplare für ein kleines Diorama mit verschiedenen lehmbauenden Wespen zu finden. Das war gar nicht so leicht, denn die Tiere sind sehr klein. Mit dem Kescher in der Hand konnte ich oft nur zusehen, wie sie mit bis zu 20 km/h davonflogen und in der Vegetation verschwanden.
Um die vielen Details der Tiere und Bauten besser sichtbar zu machen, integrierte ich Modelle in die Ausstellung. So wurden winzige Brutzellen vergrößert und ganze Häuser im Kleinformat abgebildet. Unter anderem wurde das Modell der Orientalischen Mörtelwespe (Sceliphron curvatum) mit ihren Brutzellen von den hauseigenen Präparator:innen mithilfe eines 3D-Drucks angefertigt. Auf Internetplattformen gibt es mittlerweile gute Daten von vielen Insekten, die man mit einem 3D-Drucker zu einem greifbaren Modell ausdrucken kann. So kann innerhalb von wenigen Wochen eine Wespe nachgebaut werden, was sonst Monate an Arbeitszeit gekostet hätte.
Nach dem Zusammensetzen der Einzelteile und der Koloration fehlten noch die borstenartigen Haare, die den ganzen Wespenkörper besetzen und erst bei Vergrößerung sichtbar werden. Anstatt diese einzeln einzusetzen, kann man mithilfe elektrostatischer Aufladung vorher festgeklebte Haare dazu bringen, sich aufzustellen. Diese Technik findet man übrigens auch im Eisenbahnmodellbau, wo so ein schöner Rasen entsteht.
Als alle Objekte beisammen waren, schob ich sie in einem 3D-Plan am Computer hin und her, bis ich einen guten Raumplan hatte. Man muss die Objekte gut betrachten und auch mit genug Freiraum durch den Raum gehen können. Nach diesem Plan wurden dann die Vitrinen aufgestellt, die Modelle positioniert und die Fotobanner an die Fenster gebracht.
Es war ein tolles Gefühl als endlich alles Gestalt annahm, was ich mir während der Planung nur vorstellen konnte. Ich bedanke mich von Herzen für die Unterstützung innerhalb und außerhalb meiner Abteilung und freue mich, meine Ausstellung mit einem so großartigen Team realisieren zu können.
Lisa Schwarz
Kuratorin der Studienausstellung