Bildung und Vermittlung – im Museum Wiesbaden auch bekannt durch das Icon mit der schwarzen Sprechblase und dem weißen Schriftzug „edu“ (engl. Education) – ist mittlerweile eine feste Größe in unserer Museumsarbeit und gehört wie in allen Museen weltweit zum allgemeinen Standard.
„Bildung und Vermittlung sind elementare Bestandteile der Arbeit im Museum. Die frühesten Vermittlungsformen im Museum waren Objektbeschriftungen, Kataloge, öffentliche Vorträge und Führungen.
Durch die gesellschaftliche Öffnung der Museen hat sich die Vermittlung in den vergangenen Jahren institutionalisiert und professionalisiert. Vermittlungskonzepte umfassen heute eine Vielzahl verschiedener Bildungs- und Vermittlungsformate mit und ohne Ausstellungskontext und richten sich an divergierende Zielgruppen.“ (Museumsaufgaben/ Deutscher Museumsbund e.V. (Hrsg.)2017)
So hat sich auch in Hinblick auf die Museumspädagogik im Museum Wiesbaden viel getan, unterschiedlichste Programme sind in verschiedenen Kooperationen entstanden und zu beliebten Formaten geworden, wie beispielsweise die Natur- oder Kunstpause, der Jugend-Kunst-Club oder die Museumswerkstatt für Kinder, die zusammen mit den Formaten für Kitas und Schulen 2019 über 1000 Gruppen ins Haus locken konnten.
Für diese spannende und wichtige Arbeit sehen wir dennoch viel Potential im hessischen Landesmuseum und haben mit einer festen Vollzeit- und zwei halben Stellen längst noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft.
Wir, das Team Bildung und Vermittlung im Museum Wiesbaden
„Wir“ das sind Gabriele Knepper, Dipl. Biologin und verantwortlich für die Vermittlungsprogramme der Naturhistorischen Sammlungen, der Pädagoge Daniel Altzweig – verantwortlich für Vermittlungsprogramme der Kunstsammlungen und Astrid Lembcke-Thiel, die mit ihrem Master „Kulturelle Bildung an Schulen“ 2018 den Blick auf die aktuellen Entwicklungen des Lernens im Kontext des außerschulischen Lernorts Museum richtet, mit einem Schwerpunkt für die Frühkindliche Kulturelle Bildung. Dabei unterstützt Christine Scholzen - Lehrerin für Biologie und Kunst am Gymnasium am Mosbacher Berg - seit acht Jahren im Rahmen des Projekts „Schule + Museum“- die Vermittlungsarbeit mit einer Stundenabordnung durch das Hessische Kultusministerium.
Zum Team gehören:
Helena Adam B.Sc., Lavinia Becker B.Sc., Elisabeth Berninger-Renz M.A., Andrea Bosse M.A., Uta Brossolet Becker M.A., Sabrina Faulstich M.A., Heidrun Friedl Dip. Ing., Gina Gorzejeska Dipl. Biologin., Sibylle Hoffmann-Merz M.A., Annkatrin Kaul M.A., Dr. Inga Kostrzewa, Dr. Martina Mauritz, Tim Milz B.Sc., Dominik Mohr B.Sc., Fabienne Müller M.A., Marius Müller Stud. La Sek II, Tamina Müller M.A., Jessica Neugebauer M.A., Monika Öchsner M.A., Blanche Priel M.A., Patricia Sant Ana-Scheld Dipl. Freie Kunst, Irene Schwetz Dipl. Freie Kunst, Sabine Weber Hermanowski B.A., Laura Wolf M.Ed., Ronja Zenz B.Sc.
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Eine kleine Auswahl an im Kontext eines Projekts entstandenen Antworten auf Fragen wie z.B. nach der Besonderheit unseres Hauses aus der persönlichen Sicht der Vermittler*innen, ihren Highlights im Haus oder auch ganz besonderen persönlichen Vermittlungserfahrungen lesen Sie hier in anonymisierter Form:
Was sind die Highlights der Besucher*innen?
„Beim Eisbär im Themenraum Farbe! Wenn man mit der Gruppe im Halbkreis vor dem Eisbären sitzt, ist nur dieser im Fokus und die Besucher*innen werden ganz still und lauschen ganz genau meinen Worten.“
„Auf jeden Fall Rebecca Horns Installation Jupiter im Oktogon! Egal. Ob jung oder alt – es wird erstmal in den Spiegel geschaut und einige Zeit beobachtet. Der Blick in die vermeintliche Tiefe mit den sich bewegenden Spiegeln ist für jeden ein faszinierender Anblick! Ein Junge ca. 8 Jahre sagte einmal „Nach oben ist der Blick in die Zukunft und nach unten der Blick in die Tragödie“ Das habe ich bis heute nicht vergessen.“
„Die Tiere aus der Nähe außerhalb der Vitrine zu sehen, bewirkt immer eine große Begeisterung. Vor allem, wenn man dann Details sieht, die man im Zoo oder auf Bildern oft nicht entdeckt. Und die unglaubliche Vielfalt z.B. der Krabben, oder Insekten bringen die Besucher*innen immer ins Staunen.“
„Die Jugendstilsammlungen – der Moment, in dem man durch das Entree eine ganz andere Welt betritt und eine Zeitreise begeht, angeleitet durch Loie Fullers Serpentinentänze, genauso auch wie die mediale Vielfalt.“
Wo sind im Haus deine „Magischen Orte“ in der Vermittlung?
„Die Installation Grapheme von Robert Seidel – ihr transzendentes, nicht greifbares „Schweben“ mit den Spiegeln, die die Betrachtenden einbeziehen, geleiten von der profanen Sphäre des Museums als Sammlungsort in die transzendente Atmosphäre der sakralen Kunst im Kirchenraum Kunstwerks.“
„In den Ateliers – wenn ich geballte Kreativität sehen, spüren und erleben kann.“
„In den Schwellenräumen, die als Übergangssituationen, als Mittler zwischen den verschiedenen Ausstellungen dienen. Wie zum Beispiel die Brücke, die die Kunst und Natur verbindet. Ein bisschen wie eine Steuerbrücke auf einem großen Schiff.“
Was willst du genau vermitteln, worum geht es dir dabei?
„Ich liebe Museen, und ich liebe es, in dieser besonderen Atmosphäre mit Menschen in Kontakt zu kommen, ihnen Ausstellungsinhalte unterhaltsam, kompetent und anregend zu vermitteln. Ich glaube, dass Museen dazu beitragen können, das Leben zu genießen, aber auch zu verstehen und zu hinterfragen. Den Bildungsauftrag der Museen finde ich enorm wichtig, sehe diesen aber immer auch in Verbindung mit Wohlgefühl, Genuss und manchmal auch Betroffenheit. Ich möchte vermitteln, dass Museen spannend und attraktiv sein können.“
„Das Miteinander von Kunst und Natur ist eine Bereicherung für beide Wissenschaften. Setzungen, die in den Ausstellungen zunächst irritieren, sind Anlass um Fragen zu stellen, die Ausstellungen und ihre jeweilige Konzeption anders und vor allem nachhaltiger wahrzunehmen. Auf dieser Basis möchte ich dass die Besucher*innen Spaß haben an diesen Ort zu kommen und vor allem möchte ich sie unterhalten und anregen Fragen zu stellen. Wichtig ist auch eine persönliche, emotionale Ebene als Brücke zu der jeweiligen Lebenswelt der Gäste nicht zu gering zu schätzen.“
„Ich möchte keine Besucher*in, ob groß oder klein beschämen, weil er oder sie etwas nicht versteht oder kennt oder sich vielleicht nicht traut laut nachzufragen. Dabei spielt besonders, und für alle Altersklassen, Humor eine große Rolle. Durch Humor können Vorurteile und Schwellenängste abgebaut werden.“
Deine schönste Erfahrung:
„Mit inklusiven Angeboten und Demenzgruppen hatte ich bisher die meisten „magic moments“, d.h. Situationen, in denen es weit über die Vermittlung von Inhalten und Informationen hinausging. Dabei standen nicht die sprachliche oder intellektuelle Arbeit im Vordergrund, sondern die persönliche Verbindung zwischen mir und den Besucher*innen. So gab es z.B. Aktivierung von Menschen, die sonst nie sprechen würden (laut Betreuungsteam) und dann im Museum von ihrer Kindheit erzählen und gar nicht mehr aufhören.“
Aus der Vielfalt der Perspektiven eines interdisziplinären und multigenerationalen Teams verschiedenster Professionen entsteht mit Leidenschaft und Begeisterung unsere Vermittlungsarbeit.
Astrid Lembcke-Thiel, Gabriele Knepper und Daniel Altzweig
Team Bildung+Vermittlung