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Mo 29 Jan
Vortrag über die Globalgeschichte des Cochenille-Farbstoffs um 1800
Der Handel mit Farbstoffen ist ein frühes Bespiel für Verstrickung von Wirtschaft und Wissenschaft. Der Historiker Alexander Engel hält am Donnerstag, den 15. Februar 2024 um 18 Uhr im Museum Wiesbaden über ein besonders spannendes Kapitel dieses bedeutenden Marktes einen Vortrag: „Die Laus im Gras von Mambalam. Eine Globalgeschichte des Cochenille-Farbstoffs um 1800“. Er spricht auch darüber, wie Botaniker und Zoologen in Schmuggelgeschichten verstrickt waren und zeigt die Konsequenzen für den heutigen Weltmarkt auf. Der Cochenille-Farbstoff hat heute noch eine große Bedeutung als natürlicher Lebensmittelfarbstoff. Bevor jedoch Ende des 19. Jahrhunderts synthetische Farbstoffe mit vielen Rottönen auf den Markt beherrschten, begehrten Färbereien in aller Welt die strengbewachten rotfärbenden Läuse aus Mexiko. Dort wurden sie seit Jahrtausenden auf Opuntien von Azteken gezüchtet. Doch die Produktion der Cochenille-Schildlaus stand vom 16. bis zum beginnenden 19. Jahrhundert hinein unter alleiniger Kontrolle der spanischen Kolonialmacht. Ob Engländer oder Franzosen, Europäische Länder wollten dieses Monopol durchbrechen und es gab zahlreiche Versuche die wertvollen Läuse aus Mexiko herauszuschmuggeln und in ihren Kolonien anzusiedeln. Oder sie, wie der der Botaniker Carl von Linné, in Gewächshäusern zu züchten. Bevor Mexiko 1820 seine Unabhängigkeit erstritt, gelang es erst den Spaniern selber große Plantagen auf den Kanarischen Inseln anzulegen und von dort den Europäischen Markt zu bedienen.
Ein Vortrag im Rahmen der Sonderausstellung „Tierisch Rot“ (bis 28. April 2024) und in Kooperation mit den Freunden des Museums Wiesbaden e.V. und dem Nassauischen Verein für Naturkunde. Eintritt ist frei.
Informationen:
Do, 15. Februar 2024, 18 Uhr
Die Laus im Gras von Mambalam.
Eine Globalgeschichte des Cochenille-Farbstoffs um 1800 Vortrag mit Dr. Alexander Engel, Historiker, Ludwig-Maximilians-Universität München
Biografische Hinweise:
Dr. Alexander Engel ist Wirtschafts- und Globalhistoriker, mit einem besonderen Interesse an Austauschbeziehungen und langfristigen Transformationsprozessen, sowie an Konzepten und Praxisformen von Konkurrenz, Risiko und Spiel. Er studierte Geschichte, Mathematik und Informatik an der Georg-August-Universität Göttingen, wo er 2007 mit seiner Arbeit „Farben der Globalisierung. Die Entstehung moderner Märkte für Farbstoffe 1500–1900“ promoviert wurde und 2019 mit der Studie „Risikoökonomie. Eine Geschichte des Börsenterminhandels“ habilitierte.
Er war Stipendiat am DHI London und John F. Kennedy Memorial Fellow am Center for European Studies der Harvard University, Akademischer Rat auf Zeit an der Universität Göttingen und Mitarbeiter am Departement Geschichte und dem Europainstitut der Universität Basel. Er vertrat den Lehrstuhl für Neuere Geschichte an der Universität Flensburg und hatte zuletzt eine Gastprofessur für Globale Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Wien inne. Seit dem Wintersemester 2022/23 vertritt Alexander Engel den Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte (Prof. Dr. Roland Wenzlhuemer) an der Ludwig-Maximilians-Universität München.