Form

Dorniger Seestern

Form

„Form folgt der Funktion“ lautet der Gestaltungsleitsatz von Design und Architektur, zahlreiche Formen der belebten Natur lassen sich hiernach deuten. Doch Evolution ist weder vorherbestimmt noch ergebnis- oder nutzungsorientiert. Nicht alle Entwicklungsprozesse sind hiervon ableitbar. Die äußere Form oder Gestalt eines Lebewesens ist für Wissenschaftlicher immer noch von hohem Interesse, da sie einen Großteil der Merkmale präsentiert, die potentielle Verwandtschaften zu klären hilft und Evolution nachvollziehen lässt.

Wie kaum ein anderer Saal präsentiert der Themenraum „Form“ Naturobjekte, nicht nach einer systematischen Ordnung ausgewählt wurden, sondern aufgrund ihrer besonderen Form. Der Formenreichtum der Natur scheint unerschöpflich zu sein. Muscheln, deren Schalen in zarte Falten gelegt oder in wuchtigen Würfeln ausgebildet sind. Schnecken, die ihr Haus mit anderen Schneckenhäusern bestücken. Manche Krebse haben hochspezialisierte Schwimmbeine, die Anderen imponieren mit mächtigen Scheren. Seesterne gleichen Blumen und die Schönheit der zarten Stacheln mancher Seeigel lässt deren Gefährlichkeit in Vergessenheit geraten. Verschiedenste Schädelkonstruktionen vom riesigen Elefanten- bis zum kleinsten Fledermausschädel lassen erkennen, dass jede natürliche Form im Dienste des Organismus gut funktionieren muss. Ob Wasser- oder Landbewohner, jedes Tier und jede Pflanze zeugt davon, wie im Laufe der Evolution immer neue Antworten auf die Anforderungen des Lebens gefunden wurden.

Mit den Symmetrien der belebten Natur hatte sich der Zoologe und Philosoph Ernst Haeckel (1834—1919) intensiv beschäftigt. Seine bis 1904 illustrierten Kunstformen der Natur waren populär und beeinflussten mit Darstellungen von Strahlentierchen und Medusen die Kunst und Architektur des frühen 20. Jahrhunderts. In der Ausstellung lassen sich die Krebstiere und Stachelhäuter mit seinen Tafeln vergleichen.

Highlights im Raum der Formen

Früchte und Samen

Einen Apfel oder eine Banane möchte man nicht zu lange aufbewahren. Mit der Zeit gärt es und lockt neben Mäusen und Fliegen auch Pilze an. Um diese Früchte dennoch langfristig in einer Ausstellung zu präsentieren, werden davon Abgüsse erstellt. Schwierig ist es dabei, die natürliche Oberfläche, Farbe und gelegentlich auch Tiefe herzustellen. Ein geöffneter Pfirsich reflektiert auch aus einem tieferen Fruchtfleisch heraus das Licht. So sind die meisten Zapfen, Grassamen, Banksia-Balgfrüchte und Kokos-Steinfrüchte leicht zu präsentieren. Aber bereits die Zapfen einer Aurakarie aus dem Kurpark Wiesbadens bereitet den Präparatoren viel Arbeit und erfordert kreative Lösungen. Dank der Nutzung von Polyethylenglycol (PEG) lassen sich manche organische Strukturen festigen und anschließend kolorieren. Da aber ein solcher Zapfen am Baum wächst und sich ständig verändert, gilt es ein markantes Stadium auszuwählen und zu präsentieren. Die Formenvielfalt der Früchte und Samen ist unermesslich. Jede Pflanze hat andere Lösungen dafür gefunden, ihre Nachkommen weit zu streuen und selbst am Ort zu bleiben. Die Verbreitung überlässt sie den Tieren, dem Wind und Wasser oder einem besonderen Bewegungsapparat. So überwinden Pflanzen ganz beträchtliche Distanzen und sichern so ihre Existenz. Der Beschuss der Samen des Springkrautes am Waldweg ist dafür ebenso ein Beispiel wie die abgebrochenen Salzkrautbüsche, die mit ihren reifen Samen durch die Straßen eines Westernfilmes rollen.

Großfrüchtige Alsomitra
Großfrüchtige Alsomitra
Meerbohne. Alle Fotos: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert
Meerbohne. Alle Fotos: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert

Blick in die Dauerausstellung

Seeohren. Foto: Museum Wiesbaden / Stefan Schmitt
Seeohren. Foto: Museum Wiesbaden / Stefan Schmitt
li (oben n. unten): Krebsvitrine, Schädelvitrine, Hirschkäfer, Säugetiervitrine, Kaurischnecken, Flaschenkürbis, Mehlschwalbennest, Gliedertiere. Alle Fotos: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert
li (oben n. unten): Krebsvitrine, Schädelvitrine, Hirschkäfer, Säugetiervitrine, Kaurischnecken, Flaschenkürbis, Mehlschwalbennest, Gliedertiere. Alle Fotos: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert

Kalender

  • Sa
    04 Mai
    10:00—17:00
    FREIER SAMSTAG Der Hase ist des Jägers Tod — Kultur und Natur des südlichen Afrikas
  • Sa
    04 Mai
    12:00—12:30
    FAMILIENFÜHRUNG Der Hase ist des Jägers Tod — Kultur und Natur des südlichen Afrikas
  • So
    05 Mai
    14:00—15:00
    ÖFFENTLICHE FÜHRUNG Alexej von Jawlensky und sein künstlerisches Umfeld

Bildungsangebote
für pädagogische Gruppen

Das Museum Wiesbaden bietet eine Vielzahl an Veranstaltungen für jede Altersklasse an. Ob Führungen, Workshops für Kitas und Schulen, Lehrerfortbildungen, Angebote für Studierende, private Gruppen oder Familien mit Kindern.

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