zurück

Kunst Macht Politik

PROJEKTE

„Kunst Macht Politik“

Ein Projekt von Lara Singer, Felix Brößler und Lilly Singer im Rahmen des FSJ Kultur

Welche politische Ebene hat Kunst und was hat sie mit mir selbst zu tun? Inwiefern ist Kunst ein Mittel zum Protest, hat politische Relevanz, oder ist doch nur Selbstzweck? Mit diesen Fragen sind wir 2022 aus dem Kooperationsprojekt „Junge Akademie“ herausgegangen. Die Evangelische Akademie Frankfurt ermöglicht jedes Jahr einigen jungen Menschen mithilfe eines Stipendiums, Projekte zu entwickeln, die die Demokratie stärken und erfahrbar machen. Dort entstand die Idee für ein künstlerisches Format, das ich im Rahmen meines Freiwilligen Sozialen Jahrs (FSJ) am Museum Wiesbaden umsetzen konnte.

Meine Projektpartner:innen und ich wollten Kunst und Politik zusammenbringen. Denn für uns war klar, dass diese Dinge unmittelbar miteinander zusammenhängen. Doch wir teilten den Eindruck, dass das Vorurteil besteht, Kunst habe keinen Effekt und Politik müsse immer professionell aufgearbeitet werden und einen klar definierten Rahmen haben. Unser Ziel war es daher, ein Angebot für junge Erwachsene zu konzipieren, das Theorie und Praxis kombiniert, Freiraum für eigene Ideen lässt und relevante gesellschaftspolitische Themen aufgreift. Denn oft hat man das Gefühl, dass Kunst losgelöst von der Realität existiert und nur als Selbstzweck dient, wenn sie nur an den Wänden hängt.

Im September 2023 startete neben mir noch eine weitere Projektpartnerin ihr FSJ Kultur in einem Museum, dem Städelmuseum in Frankfurt. Im Rahmen dieses Freiwilligendienstes sind wir verpflichtet, ein Projekt in bzw. mit unserer Einsatzstelle zu realisieren. Das hat für uns den perfekten Rahmen geschaffen: Unsere Projektidee konnte in den Räumlichkeiten der Museen umgesetzt werden und unsere Erfahrungen, die wir in der Abteilung Bildung und Vermittlung unserer Einsatzstellen sammelten, nutzten wir, um das Konzept zu optimieren.

So kam es zur Konzeption mehrerer interaktiver Kurzführungen, in denen wir uns mit Werken aus den Sammlungen der Museen auseinandersetzten und im Anschluss im Atelier selbst kreativ wurden. Unser Ziel war keine langweilige Führung zu geben, in der klar vorgegeben ist, wer das Sagen hat, sondern im Dialog auf Augenhöhe mit unseren Teilnehmenden über die Werke zu sprechen.

Praxisphase im Atelier des Museum Wiesbaden
Praxisphase im Atelier des Museum Wiesbaden

Der praktische Anteil danach, aber auch schon während der Führungen, war uns von Anfang an enorm wichtig. Selbst in der Gruppe aktiv zu werden macht nicht nur Spaß sondern eröffnete auch einen neuen und persönlicheren Zugang zu den Werken. Deswegen stellten wir den Teilnehmenden nach einer Mittagspause im praktischen Teil die Aufgabe, selbst etwas zu gestalten, das politische Aspekte der gesehenen Werke oder ihre eigene Meinung beinhaltet. 

Uns war es wichtig, auch Menschen zur Teilnahme zu animieren, die vielleicht noch nicht so viel mit Kunst anfangen können. Deswegen haben wir schon im Flyertext darauf hingewiesen, dass für die Teilnahme keine künstlerische Begabung oder besonderes Zeichentalent nötig sind. Es reichte völlig aus, ein gewisses Interesse an Kunst zu haben und wir waren offen für alle Formen des kreativen Gestaltens.

„Blind“ zeichnen im Tandem, Galerie des Museums Wiesbaden
„Blind“ zeichnen im Tandem, Galerie des Museums Wiesbaden

Teil 1 unseres Projekts fand am 13.04.2024 im Städelmuseum Frankfurt statt, bei dem wir vor allem den Fokus auf Werke von Käthe Kollwitz, Honoré Daumier und Jörg Immendorff setzten. Für den 2.Teil fanden wir uns am 15.06.2024 im Museum Wiesbaden zusammen. Hierbei stellten wir uns die Fragen: Was hat ein expressionistisches Gemälde mit der NS-Zeit zu tun? Welches Frauenbild wird im Jugendstil präsentiert? Welche Spuren des Kolonialismus finden sich in Max Pechsteins Werk? 

Die Sammlungspräsentation Kunst, inklusive der Sonderausstellungen, bieten viele Kunstwerke, die einen politischen Inhalt in sich tragen und es war uns ein großes Anliegen, diese in den Vordergrund zu stellen anstelle der kunsthistorischen Fakten. Diese spielten für uns v.a. zur Einordnung und den gesellschaftspolitischen Kontext eine Rolle. Es war uns aber wichtiger, mit praktischen Übungen und durch Diskussionen in der Gruppe einen neuen Zugang zu den Werken zu finden.

Mittagspause vor dem Museum Wiesbaden
Mittagspause vor dem Museum Wiesbaden

Besonders gefreut habe ich mich über das Feedback am Ende des Projekts. Uns wurde zurückgemeldet, dass wir durch die Form unserer Anleitung des Workshops als gleichwertige Mitglieder der Gruppe wahrgenommen wurden, die lediglich Impulse gaben und sich nicht autoritär über die Teilnehmenden stellen – genau das war unser Ziel. Ich möchte mich auch nochmal bei allen Teilnehmenden bedanken – An beiden Terminen war es eine super tolle Workshop Gruppe. Der Umgang war locker und zugleich respektvoll, freundschaftlich, aber auch inhaltlich ergiebig.

In der Praxisphase haben alle sehr konzentriert gearbeitet und es sind tolle Kunstwerke dabei entstanden, die Führungsinhalte und persönliche Anliegen der Teilnehmenden aufgegriffen haben. Sehr schön war auch die Mittagspause, die wir gemeinsam draußen vor dem Museum verbracht haben, wo Zeit für persönlichere Gespräche war.

Ich möchte mich bei meinen Kolleginnen aus der Bildung und Vermittlung, aus der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und weiteren Kolleginnen und Kollegen aus dem Haus bedanken, die mich bei der Umsetzung und Bewerbung des Projekts unterstützt haben und mir im Vorhinein viel Erfolg gewünscht haben. Dass unser Projekt auch unter Menschen, die viel Erfahrung in der Museumsarbeit haben, Anklang gefunden hat, hat mir viel bedeutet.

Wir alle haben viel aus diesem Projekt gelernt, was die Konzeption einer Führung und eines Workshops angeht, aber auch wie man selbst eine Gruppe anleitet und führt. Wir hatten das Gefühl, dass wir den Teilnehmenden das Museum als einen spannenden und anregenden Ort nähergebracht haben und würden uns freuen, wenn sie für weitere Besuche wiederkommen.


Autorin:

Lara Singer
FSJ Kultur in der Abteilung Bildung & Vermittlung am Museum Wiesbaden

Diese Website verwendet Cookies. Mit dem Besuch der Seite erklären Sie sich damit einverstanden. Mehr Informationen.