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Von Kunst und Musik

PROJEKTE

Ausstellungsansicht. Fotos: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert

Bildende Kunst und Musik stehen schon seit der Antike in einem Wechsel- und Konkurrenzverhältnis, denn sie wurden für lange Zeit als zwei unterschiedliche, nicht-vereinbare Künste wahrgenommen. Damals wurde die Bildende Kunst als der Musik untergeordnet angesehen, da letztere als „reinste“ aller Künste galt. Noch heute sind Musik und Bildende Kunst miteinander verbunden. Mit unseren neuen Spotify-Playlists können Sie unsere Sammlung ganz neu kennenlernen!

Frühe Verbindungen

Obwohl es zu den Zeiten des Konkurrenzverhältnisses einzelne Parallelen zwischen Kunst und Musik gab, waren explizite Verbindungen — etwa in Form von persönlichen Bekanntschaften — sehr selten. Berührungen entstanden allerdings, wenn sich beide Gattungen mit demselben Thema auseinandersetzten. Zeitlich zwar weit getrennt, lässt sich im religiösen Kontext des Walsdorfer Kruzifixes, das in der Dauerausstellung der Alten Meister ausgestellt ist, auf die Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach verweisen. Bei dem Kunstwerk, das wohl gegen Ende des 12. Jahrhunderts erarbeitet wurde, steht der gekreuzigte Jesus im Zentrum, welcher Symbol für die biblischen Ereignisse am Karfreitag ist. Die 1727 uraufgeführte Matthäuspassion bezieht sich auf dieselbe Geschichte und stellt somit eine indirekte Verbindung her. Vor allem ihr erster Chor „Kommt ihr Töchter, helft mit klagen“ fasst die Passionsgeschichte in einer tragischen Vertonung zusammen.

Kunst und Musik im 19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert wurde Musik zwar noch als Ursprung aller Künste wahrgenommen, die klare Trennung verschwand jedoch immer mehr. Eine wichtige Rolle spielte hierbei die Programmmusik, bei der nun neben literarischen Werken auch Kunstwerke vertont wurden. Umgekehrt bezogen sich natürlich auch Kunstwerke auf musikalische Kompositionen.

Ein Beispiel hierzu findet sich in unserer Sonderausstellung Von Kühen, edlen Damen und verzauberten Landschaften. Oder von der Liebe zur Malerei: Neues aus dem 19. Es ist die Brahmsphantasie
von Max Klinger, von der der Künstler direkt nach der Fertigstellung ein Exemplar an den Komponisten Johannes Brahms schickte. Klinger bildet hier Szenen aus dem Prometheus-Mythos ab, die durch Partituren ergänzt oder von ihnen unterbrochen werden. Bei den Partituren handelt es sich um unterschiedliche Brahms‘sche Kunstlieder, darunter Alte Liebe und das Schicksalslied. Klinger bezieht sich bei diesen Illustrationen aber nicht nur auf die Kompositionen Brahms, sondern auch auf den Prometheus-Mythos, also die Geschichte, die in der Musik verarbeitet wird. So schaffte er ein Werk, das ganz unter dem Motto des „Gesamtkunstwerks“ steht; ein Begriff, der durch Friedrich Nietzsche oder Richard Wagner maßgeblich geprägt wurde.

„Die Musik ist doch immer das, was wir Harmonie und Ruhe in allen drei Künsten nennen. So muss in einer schönen Dichtung durch Worte Musik sein, wie auch Musik sein muss in einem schönen Bilde, und in einem schönen Gebäude, oder in irgendwelchen Ideen, die durch Linien ausgedrückt sind.“

Philipp Otto Runge

Und wie ging es weiter?

Im weiteren Verlauf des Jahrhunderts wurde die Bedeutung von Farbe immer wichtiger. Sie wurde beispielsweise von Eugène Delacroix und Adolf Hölzel (beide finden Sie in unserer Ausstellung Neues aus dem 19.) als „musikalischer Teil der Malerei“ bezeichnet und bildet damit die Basis der Ereignisse, an die Wassily Kandinsky, Arnold Schönberg und weitere moderne Künstlerinnen und Künstler mit ihren Theorien von der Wechselwirkung von Kunst und Musik anknüpften.

„Ich meine, es müsse, wie es in der Musik einen Kontrapunkt und eine Harmonielehre gibt, auch in der Malerei eine bestimmte Lehre über künstlerische Kontraste jeder Art und deren harmonischen Ausgleich angestrebt werden… Damit wird jene Souveränität der Natur gegenüber zu erlangen sein, welche die Kunst zum Außergewöhnlichen erhebt.“

Adolf Hölzel

Für Ihren nächsten Museumsbesuch

Wenn Sie das nächste Mal im Museum Wiesbaden sind, halten Sie doch Ausschau, ob Sie selber Verbindungen zur Musik entdecken können und vielleicht erstellen Sie demnächst sogar Ihre ganz persönliche Playlist. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Ihre
Anika Einig
FSJ Kunst

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