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Mi 15 Mär
Studienausstellung im Museum Wiesbaden gibt Einblicke in die Architektur des Tierreichs
Lehm wird seit über 9000 Jahren zum Bau von Häusern verwendet. Doch der Mensch ist spät dran. Beispielsweise nutzen Termiten das Material schon über
20 Millionen Jahre für den Bau ihrer Staaten. Die Studienausstellung Leben aus Lehm im Museum Wiesbaden zeigt vom 19. März bis zum 17. September 2023 einen Querschnitt durch die Natur- und Kulturgeschichte des Lehmbaus. Mit einem Fokus auf das Insektenreich schließt die Ausstellung in Folge der Schau Doch die Käfer an die Reihe der Insektenausstellungen an.
Im Zentrum der Ausstellung Leben aus Lehm steht die Töpferwespe, ein eher unbekanntes Insekt, das sich selbst und seine Bauwerke zu verbergen vermag. Ein Großmodell wird diese für den Menschen meist verborgene Architektur erlebbar machen. Dazu reihen sich weitere Insektenmodelle sowie Originalbauten der Tiere wie verschiedene Nestanlagen von Bienen und Wespen. Ebenfalls werden aus Lehm gefertigte Vogelnester oder Modelle von Lehmbauten des Menschen präsentiert: Eine traditionelle Wohnburg der Somba und eine Rekonstruktion der ältesten Großsiedlungen der Menschheitsgeschichte. Lehmziegel, oder auch ein Schaustück einer Stampflehmwand ergänzen den modernen Lehmbau. Die Nutzung von reinem Ton zeigt eine Parallele zum Tierreich, sehen doch die Brutzellen der Töpferwespe wie Tonkrüge aus. Am Ton zeigt sich besonders die gestalterische Tätigkeit des Menschen. Von der Verzierung des Kochgeschirrs, filigranen Figurinen bis hin zu Geschichten, die auf Tontafeln festgehalten wurden.
„Betrachtet man die unterschiedlichen Bauwerke nebeneinander, stellt man fest, dass die Grundtechniken bei Mensch und Tier ähnlich sind. Das schichtweise Auftragen und Modellieren des Materials sowie Anreicherung, Magerung zur Stabilitäts-steigerung und Verminderung der Rissbildung sind bei Mensch und Tier zu beobachten, “ erläutert Lisa Schwarz, Kuratorin der Studienausstellung.
Lehmbau ist am weitesten verbreitet in heißen, regenarmen Regionen. In Folge des Klimawandels und vermehrt auftretender Trockenjahre schaffen es immer mehr fremdländische Arten, wie die Orientalische Mörtelwespe, ihre Lehmbauten auch in Deutschland erfolgreich über den Winter zu bringen.
„Man darf also gespannt sein auf weitere spannende Organismen und ihre Bauwerke, “ freut sich die Kuratorin.
Beim Ausstellungsrundgang wird das Material zunächst aus geologischer Sicht betrachtet und die Frage beantwortet, warum Lehm als Baumaterial geeignet ist. Von den Termiten zu den Bienen und Wespen und Vögeln werden die Bauwerke der Tiere dargestellt. Demgegenüber steht der Mensch, der Lehm in verschiedenster Weise als Baustoff und Gestaltungsmittel einsetzt.
Die Ausstellung wird gefördert von der Alfred-Weigle-Stiftung, dem Nassauischen Verein für Naturkunde e.V., der Nassauische Sparkasse und Karin Müller.
Eine kostenfreie Media Tour in der MuWi-App begleitet die Schau.
Weiterführende Inhalte bietet der gleichnamige Katalog (HG: Museum Wiesbaden, mit Texten von Lisa Schwarz et. al., ISBN 978–3–89258–141–3, Preis: 12,- Euro).
Laufzeit der Studienausstellung: 19. März — 17. September 2023
www.museum-wiesbaden.de/leben-aus-lehm