Der Maria Sibylla Merian-Preis mit einem Preisgeld in Höhe von € 15.000,00 richtet sich an angehende Künstlerinnen und Naturwissenschaftlerinnen. Jeweils € 7.500,00 stehen für die Realisierung eines Druckwerkes zur Verfügung, das in besonderer Weise Aufmerksamkeit erfahren soll.
Der Preis wird ab dem Jahr 2025 zweijährig vergeben.
Das Museum Wiesbaden, Hessische Landesmuseum für Kunst und Natur, verfügt über die einzig bekannten Tierpräparate aus den Händen von Maria Sibylla Merian (1647–1717).
Diese in Frankfurt aufgewachsene und die zweite Lebenshälfte in Amsterdam tätige Künstlerin und Naturforschende gehört zum Kreis derjenigen, die im Zuge der Aufklärung unser heutiges Weltbild in den westlichen Gesellschaften deutlich geprägt hat. Sie verkörpert mit ihren Talenten und Interessen eine Einheit von Kunst und Wissenschaft, wie sie kaum ein zweites Mal anzutreffen ist. Im Fokus steht der Erkenntniserwerb auf Basis eigener Beobachtung, eigener Beschreibung und Interpretation. Noch heute sind dies Grundvoraussetzungen für wissenschaftliches Handeln.
Deutlich bekannter ist Maria Sibylla Merian durch ihre Kunst, die sich insbesondere in ihrer Malerei manifestiert. Darüber hinaus entstanden durch sie drei Druckwerke zu den Blumen, den Raupen und der Metamorphose südamerikanischer Insekten. Zu Letztem befinden sich in den Sammlungen Wiesbadens die originalen Tiere, die sie als eine der ersten naturforschend Reisenden in Surinam beobachtete. Einzig das Museum Wiesbaden widmet sich ihr ab dem Jahr 2025 durch eine dauerhafte Präsentation ihrer Arbeit im Eingangssaal zu den Naturhistorischen Sammlungen.
Der gemeinsame Ursprung von Kunst und Naturwissenschaft ist das Beobachten und Beschreiben der Natur. Das Museum Wiesbaden legt besonderen Wert auf diese beiden Aspekte einer Weltansicht, die Dank des eigenen Entdeckens Kreativität fördert und Wissen schafft. Darüber hinaus entsteht so ein respektvollerer Umgang mit unserer Umwelt. Gerade in heutigen Zeiten bietet sich so eine Chance auf einen sorgsameren Umgang mit unserer Umwelt und einen Kurswechsel. Wer die Dinge ergründet, wird sie nicht zerstören.
Maria Sibylla Merian steht wie keine Zweite für die naturwissenschaftliche und künstlerische Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt, verbunden mit einem tieferen Erkenntnisgewinn. Sie ist daher die ideale Patin für den hier ausgelobten Preis. Dieser soll dazu beitragen das Wissen und die Kreativität zu fördern und die drängenden Themen der heutigen Zeit in das Bewusstsein der Menschen zu bringen.
Im Besonderen sollen mit dem Preisgeld originelle Druckwerke von Naturwissenschaftlerinnen und Künstlerinnen gefördert werden, die so eine größere Aufmerksamkeit erfahren werden. Dabei sind Arbeiten zu berücksichtigen, die in besonderer Art und Weise die Beschreibung der Welt in künstlerischer und naturwissenschaftlicher Hinsicht behandeln und so das Erbe Merians fortführen.
Herr Alfred Weigle hat zu seinen Lebzeiten in besonderer Weise das Museum Wiesbaden vielfältig gefördert. Dabei vereinten sich seine Interessen an Wiesbaden, der Kunst und der Naturwissenschaft, die er selbst während seines Berufslebens durch seine druckgrafische Arbeit erlebte. Seine zahlreichen Museumsbesuche waren davon geprägt, die Einheit von Kunst und Wissenschaft zu entdecken und es war ihm wichtig, diese voranzutreiben.
Eines seiner wichtigsten Projekte bestand in der Förderung des Druckes eines besonderen Buches zu Maria Sibylla Merian durch die Alfred-Weigle-Stiftung. Konzipiert und umgesetzt durch die niederländische Künstlerin Joos van de Plas, entdeckte Alfred Weigle in besonderer Weise die Verbindung von Kunst und Wissenschaft und ließ sich darauf ein. Das Ergebnis wird noch immer gehandelt und diskutiert.
Als am Druckwesen besonders Interessierter hat Alfred Weigle die Arbeiten Merians besonders geschätzt. Die in der Bibliothek der Naturhistorischen Sammlung vorhandene originale Ausgabe von Merians Metamorphosis wurde zu einem Favoriten und immer wieder von ihm begutachtet. Die unkolorierten Kupferstiche boten ihm eine Möglichkeit seine beruflichen Erfahrungen mit den Arbeiten der Werkstatt Merians zu vergleichen.
So gesehen darf man annehmen, dass es in Alfred Weigles Sinn gewesen wäre, sein Vermächtnis in Form der Stiftung auch für die Realisierung eines Merian-Preises einzusetzen.
Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst hatte im Zeitraum 1994 bis 2009 an hessische Bildende Künstlerinnen ein Preisgeld in Höhe von DM 15.000,00 vergeben.
Ein gleichnamiger Preis wurde zwischen 1998 und 2005 auch vom Essener Kolleg für Geschlechterforschung an herausragende Wissenschaftlerinnen vor allem der Natur- und Technikwissenschaften, sowie der Medizin verliehen.
Bewerbungen sind zu richten an die Direktion des Museums Wiesbaden. Für Fragen stehen die Abteilungsleitungen der Kunst, Dr. Jörg Daur und der Naturhistorischen Sammlungen, Dr. Hannes Lerp jederzeit bereit.
Die im Museum Wiesbaden vertretene Künstlerin und Forscherin Joos van de Plaas zeichnet sich durch ein Werk aus, das insbesondere Maria Sibylla Merian fokussiert.
„Es ist eine beglückende Erfahrung das Erbe Merians zu nutzen und in eine neue, zeitgemäße Form zu bringen.“
Joos van de Plaas
Frau Prof. Dr. Susanne Foitzig (Universität Mainz)
Frau Dr. Beate Kemfert (Opelvillen in Rüsselsheim)