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Di 15 Nov
Das Museum Wiesbaden rückt zum doppelten Jubiläum des zehnten Todestages (2012) und des zehnten Jahrestages der Nachlassschenkung (2013) den Künstler Eduard Steinberg ins Zentrum seiner neu eingerichteten Sammlungspräsentation des 20. Jahrhunderts.
Die Dauerausstellungen im Museum Wiesbaden sind keineswegs statisch. In regelmäßigen Abständen legen die Kustoden neue Sammlungsschwerpunkte fest und präsentieren Highlights aus den Schätzen der Museumsdepots. Im Zentrum der aktuellen Neuordnung der Kunstsammlung im Museum Wiesbaden steht der Zyklus Das Dorf des russischen Künstlers Eduard Steinberg (1937–2012). Steinberg, dessen Vater als verfemter intellektueller Dichter nicht in Moskau leben durfte, wuchs im 200 Kilometer von der Hauptstadt entfernten Dorf Tarussa auf. Ausgeschlossen von jeglicher höheren Bildung entwickelte er im kreativen Klima anderer aus der Lagerhaft dorthin verschlagenen Intellektuellen eine eigenständige Bildsprache, die den russischen Suprematismus Kasimir Malewitschs auf subtile Art und Weise in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts überführt. Während der Sowjetrepublik hatte Steinberg – wie sein 1985 aus der Sowjetunion geflohener Freund Ilja Kabakov – als Vertreter der unerwünschten geometrisch abstrakten Kunst kaum Möglichkeiten zur Entfaltung.
Von 1990 bis zu seinem Tod pendelte er zwischen Paris (Winter) und Moskau (Sommer). Als Angehöriger der Gruppe der „Nonkonformisten“ wurde Steinberg zu einem weltweit gefragten Künstler. In seinem Testament verfügte er, dass seine bedeutendsten Werke in ein zentral in Europa gelegenes, deutsches Museum übergehen sollten. Ein Jahr nach dem Tod des Künstlers übergab die Witwe Steinbergs, Galina Manewitsch, dem Museum Wiesbaden den Nachlass. Steinberg schätzte das Museum aufgrund der umfangreichen Jawlensky-Sammlung sehr.
„Aus heutiger Perspektive betrachtet, scheint es beinahe so, als ob Steinberg der noch jungen russischen Demokratie, die er zwei Jahrzehnte aus nächster Nähe beobachten konnte, nicht vertraute,“ vermutet Kustos Dr. Roman Zieglgänsberger angesichts der Entscheidung des Künstlers, seinen Nachlass keinem russischen Museum zu übergeben. Der vielteilige Dorf-Zyklus, der aufgrund des doppelten Jubiläums des zehnten Todestages des Künstlers (2012) und des zehnten Jahrestages der Nachlassschenkung (2013) eingerichtet wurde, ist unmittelbar vor der Wende in den späten 1980er-Jahren entstanden. Die Werkgruppe schildert mit vielen russischen kulturellen Anspielungen und großer individueller Einfühlsamkeit das langsame Aussterben eines typischen russischen Dorfes.