Spielen, staunen, sammeln: Sammelnde Kinder folgen ihren eigenen Impulsen. Ausgehend davon, dass Staunen und Begeisterung Schlüssel zu einer tiefergehenden Beschäftigung mit einem Thema sind, wird kindliches Sammeln zum Ausgangspunkt für ästhetische Erfahrungsbildung.
Um genau dieses Lernen im Modus des Spielerischen geht es im Projekt Sammelfieber.
Kinder Sammlung - Sammelidee: Alles was gelb ist!
Denn sammeln ist sowohl eine soziale Praxis als auch eine anthropologische Konstante, in der es um die Erzeugung von Sinn mittels des Aufspürens bzw. der Konstruktion von Ordnungszusammenhängen geht. Sammeln ist aber auch eine ästhetische Handlungsdimension, die sich bereits in der frühen Kindheit ausprägt und ihren Ausgangspunkt im kindlichen Spiel hat. Es ist ein Versuch, die Welt und ihre Phänomene produktiv zu entschlüsseln. So erzählen Sammlungen auch immer etwas über ihre Sammlerinnen und Sammler und sind mit einem „Weltentwurf im Mikroformat“ vergleichbar.
Deutlich wird dies zum Beispiel durch die wilden Sammlungen der frühen Kindheit, popkulturelle Arrangements, barocke Wunderkammern, Kriterien gestützte museale Sammlungen, aber auch das selbstreflexive Lernportfolio und die wissenschaftliche Dokumentation (vgl. Kekeritz/ Schmidt/ Brenne 2016).
Kekeritz, Mirja/ Schmidt, Bärbel/ Brenne, Andreas. (2016): Vom Sammeln, Ordnen und Präsentieren: Ein interdisziplinärer Blick auf eine anthropologische Konstante. München: kopaed.
Und nun das! – Corona-Krise und absolut keine realen Kontakte mehr möglich mit den Sammlungen von Kunst und Natur im Wiesbadener Landesmuseum! Was jetzt? Die Frage, wie sich der Kontakt der Erzieherinnen und Erzieher, die wöchentlich mit den Kindern und den Eltern telefonieren, in ihrer momentanen stark veränderten Realität im Kontext von Bildung bereichern ließe, war Grundgedanke unserer Zusammenarbeit mit der Abteilung Kindertagesstätten im Amt für Soziale Arbeit auf Basis der Kooperation zwischen uns und den städtischen Kindertagesstätten. Seit vielen Jahren bereits wird das Potential der Bildungsorte Kindertagesstätte und Museum in verschiedenen, gemeinsamen Formaten und Projekten erfolgreich umgesetzt.
Daraus entwickelten wir die Idee, die kulturelle Tätigkeit des Sammelns aus der Lebenswelt der Kinder heraus zu aktivieren, um Bezüge zu ermöglichen, zu den Bildungsorten außerhalb ihres vertrauten Umfeldes, die Pandemiebedingt gerade nicht zugänglich sind.
„Wir sind hin und weg und sehen lauter gelbe Dinge!!“
„Das hat sowas von Spaß gemacht! Danke Abteilung Edu – für dieses großartige Projekt! Lukas ist schon ganz gespannt auf die nächste Sammelaufgabe am Montag!“
„Ihr seid ein Lichtblick mit dem Projekt! In diesen schweren Zeiten...“
So schreiben Mütter und Väter, die mit Ihren Kindern ins „Sammelfieber“ geraten sind.
Das kann durchaus geschehen und ist erklärtes Ziel des Projekts Sammelfieber – Sammeln verbindet - und was sammelst DU?
Die an uns gesendeten Bilder der Sammlungen und die Kommentare der Eltern zeigen deutlich, dass die Suche nach Sammelobjekten Faszination auslöst, und den zurzeit auf eine engere Umgebung eingeschränkten Alltag der Kinder und ihrer Eltern unterbricht und bereichert.
Durch das Projekt bietet sich eine Gelegenheit, um gemeinsam staunend inne zu halten:
Was lässt sich beim vergleichenden Sehen entdecken und erforschen? Welchen Zusammenhang gibt es von meinen Entdeckungen zu denen im Museum Wiesbaden?
Natürlich ist für das Museum Wiesbaden die Kultur des Sammelns grundlegend, verdankt es doch genau der Sammlertätigkeit vieler Mäzenatinnen und Mäzene, wie zum Beispiel Johann Isaac Freiherr von Gerning, Hannah Becker vom Rath oder Ferdinand Wolfgang Neess, dass die umfangreichen Sammlungen des Museums Wiesbaden bis heute ständig wachsen.
Im Projekt „Sammelfieber – Sammeln verbindet – und was sammelst DU“, bei dem jeden Montag eine neue Idee zu einem bewussten Fokus zum Sammeln gesetzt wird, zeigen wir am Ende der Woche ausgewählte Exponate aus unseren Sammlungen von Kunst und Natur.
Auch für uns ist es ein spannender Prozess zu erfahren, was die jungen Sammlerinnen und Sammler entdecken und ebenso, was wir dadurch in den Sammlungen in neuem Blickwinkel erkennen.
Und weil nichts die reale Begegnung mit den realen Exponaten im realen Raum ersetzt, freuen wir uns schon jetzt auf die für Herbst geplante Ausstellung Sammelfieber – Sammeln verbindet mit den Bildern der kindlichen Sammlungen zu allen zehn Sammelideen in den Räumen des Edu - Forums. Denn wir sind überzeugt:
SAMMELN VERBINDET!
Astrid Lembcke-Thiel,
Kuratorin Bildung und Vermittlung
Noch bis zu den Sommerferien gibt es jeden Montag eine neue Sammelidee auf der Homepage des Museums, ebenso wie die dem Thema entsprechend ausgewählten Objekte und Exponate aus den Museums Sammlungen von Kunst und Natur, die 12 kuriosesten Einsendungen der kindlichen Sammlungen und weitere Informationen.
Die Abteilung Kindertagesstätten im Amt für Soziale Arbeit hat extra eine Homepage für die Zeit der Pandemie bedingten räumlichen Trennung eingerichtet, auf der das Projekt unter der Rubrik Netzwerke zu finden ist.
https://du-gehoerst-zu-uns.de/
https://de-de.facebook.com/museum.wiesbaden/
https://www.instagram.com/museumwiesbaden/?hl=de