Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert
Das Museum ist ein Ort der Begegnung, des Staunens und des Lernens – doch wer besucht es eigentlich, und was macht den Museumsbesuch besonders? Die Sentomus Audience Study 2024, an der 103 Museen mit über 42.000 Befragten teilnahmen, liefert spannende Einblicke in die Besucherstruktur, ihre Zufriedenheit und mögliche Maßnahmen zur Gewinnung neuer Zielgruppen. Daran hat sich das Museum Wiesbaden mit einem individualisierten Fragebogen beteiligt.
Besonders hilfreich sind diese Informationen, um Fragen, die wir uns als Museum stellen, zu bestätigen oder zu überdenken.
Zahlen allein sagen wenig aus – es sind doch Ihre Erfahrungen, Wünsche und Anregungen, die uns wirklich weiterbringen. Deshalb haben wir Sie gefragt: Was bewegt Sie, wenn Sie uns besuchen? Was gefällt Ihnen besonders, und wo sehen Sie Verbesserungspotenzial? Nun ist es an der Zeit, Ihnen die Ergebnisse zurückzuspielen – offen, transparent und verständlich.
Unseren Fragebogen haben über 600 Personen beantwortet – eine tolle Resonanz, für die wir uns herzlich bedanken! Dabei war die Gruppe bunt gemischt: von Gelegenheitsbesucher:innen über treue Stammgäste bis hin zu Neuentdecker:innen, die gerade erst auf uns gestoßen sind. Und Nicht-Besucher:innen haben uns ebenfalls Feedback gegeben. Ein großes Dankeschön an alle, die sich die Zeit genommen haben! Wichtig zu wissen: die Befragung ist nicht repräsentativ, sondern bildet die erreichte Gruppe ab. Dennoch sind die Ergebnisse für uns als Tendenzen und Impulsgeber äußerst wertvoll!
Unser Highlight: Die Mehrheit von Ihnen gab an, dass sie mit dem Museumserlebnis im Museum Wiesbaden sehr zufrieden waren und Angebote, die zum Nachdenken anregen und den Horizont erweitern, von Ihnen besonders geschätzt werden.
Wo ist noch Luft nach oben? Häufig genannt wurde der Wunsch nach attraktiven Formaten für jüngere Zielgruppen und mehr interaktiven Angeboten – Punkte, die wir sehr ernst nehmen.
Wer besucht das MuWI?
Die Ergebnisse zeigen eine klare Tendenz, und auch bereits bekannte Werte:
Diese Zahlen verdeutlichen, wie Museen vor allem eine ältere, gut gebildete und mehrheitlich weibliche Zielgruppe ansprechen.
In der unten abgebildeten Grafik sind die Werte für die Wohlfühl-Dimensionen “Sicherer Hafen”, “Perspektive”, “Kreativität” und “Gemeinschaft” dargestellt. Das Museum Wiesbaden ist in Dunkelblau eingezeichnet. Je weiter außen ein Punkt liegt, desto besser die Werte, je weiter innen ein Punkt liegt, desto größer das Verbesserungspotenzial. Die Vergleichswerte “Type Cluster” beziehen sich auf Museen gleicher Größe, gemessen an der Mitarbeiterzahl, das “FTE-Cluster” bezieht sich auf den gleichen Museumstyp wie zum Beispiel Kunst-, Natur- oder Technikmuseum. Es zeigt sich, dass alle Museen in den gleichen Dimensionen, die sich auf das Wohlbefinden der Besucher:innen auswirken, Optimierungsbedarf haben. So auch das MuWI. Zugleich erkennt man, wie positiv die meisten anderen Dimensionen abschneiden.
Warum besuchen sie das Museum Wiesbaden (noch) nicht? Als Hauptgründe für das Fernbleiben vom Museum Wiesbaden wurden genannt:
• Zeitmangel (33,33 %)
• Unkenntnis über das Museum (35,19 %) – ein überraschend hoher Wert
• Unbedachtheit (24,07 %): “Ich habe einfach noch nie daran gedacht”
• Mehr interaktive Erlebnisse (52 %)
• Immersive Erlebnisse (34 %)
• Ein freier, eintrittsfreier Treffpunkt (27 %)
• Förderung junger Künstler (24 %)
• Nachhaltige, umweltfreundliche Museen (23 %)
Diese Ergebnisse sind für uns ein Startpunkt! Wir nehmen Ihre Rückmeldungen mit in unsere Planungen auf und arbeiten an Verbesserungen, die Ihren Besuch noch angenehmer machen sollen. Einige Ihrer Anregungen haben wir sogar schon umgesetzt, und das noch während des Befragungszeitraums: Viele wünschen sich eine längere Öffnungszeit, und dies bevorzugt an einem Donnerstag (okay, der Freitag lag nur 3 Stimmen dahinter). Das bestätigt auf angenehme Weise, dass der Lange Donnerstag, den wir zum Jahreswechsel eingeführt haben, einen Nerv bei den Befragten trifft.
Die vielen wertvollen Anregungen, die von den Studienteilnehmer:innen frei formuliert wurden, nehmen wir in unseren Ideen- und Inspirationspool auf.
Bei den hier dargestellten Studienergebnissen handelt es sich um eine Auswahl von vielfältigen Themenbereichen, die im Rahmen der Umfrage evaluiert wurden. Die durch die Studie gewonnen Erkenntnissen geben den Mitarbeiter:innen des Museum Wiesbaden wertvolle Ansätze, um die Ausrichtung der eigenen Arbeit weiterzuentwickeln.
Insgesamt zeigt die Sentomus-Studie, dass Museen vor allem eine ältere, weibliche und akademisch gebildete Zielgruppe erreichen. Die Zufriedenheit ist hoch, aber es gibt Potenzial, jüngere und neue Besuchergruppen gezielt anzusprechen. Interaktivität, bessere Sichtbarkeit und zielgruppengerechte Angebote sind Schlüsselstrategien, um das Museumserlebnis für alle attraktiv zu gestalten.
Die Universität Hildesheim ist im wissenschaftlichen Konsortium der Studie mit Prof. Dr. Birgit Mandel vertreten. Auf ihre Ausführungen zum Studienergebnis für Deutschland, ergänzt um repräsentative Umfrageergebnisse, verweise ich gerne hier: Birgit Mandel (2024): Museen aus Sicht ihrer Besucher*innen - Ergebnisse für Deutschland aus einer europäischen Studie. In: KULTURELLE BILDUNG
Die Gesamtergebnisse der Studie können Sie unter diesem Link einsehen Sentomus 2024
Ihre Meinung zählt – und das nicht nur in dieser Umfrage. Wir freuen uns, wenn Sie uns weiterhin Ihr Feedback geben, sei es direkt vor Ort, im persönlichen Austausch, im Gästebuch, über unsere Website und Social Media. Denn eines ist sicher: Unsere Besucherinnen und Besucher gestalten unser Angebot mit!
Falls Sie konkrete Fragen zu den Studienergebnissen haben, zögern Sie nicht und schreiben Sie mir unter: yvonne.finzler@museum-wiesbaden.de.
Autorin:
Yvonne Finzler