Man könnte vielleicht vermuten, hier würde es um Bären gehen. Aber weit gefehlt. Es geht um ein kleines Nagetier: den Gartenschläfer. Mit seiner schönen Gesichtszeichnung, den Knopfaugen und dem langen, buschigen Schwanz sieht der Gartenschläfer schon recht niedlich aus. Das Nagetier hat aber mit einem Bären nicht viel gemein. Tatsächlich drückt der Titel einen Wunsch aus. Nämlich, dass dem Gartenschläfer im Bereich Naturschutz eine ähnliche Aufmerksamkeit zuteilwird, wie dem Panda in China, dessen Schutz dort mittlerweile als staatliches Prestigeprojekt angesehen wird. Und der Gartenschläfer hätte diesen Schutz auch verdient. Er ist in Europa sehr selten geworden und in großen Teilen seines Verbreitungsgebiets ganz verschwunden. Dort, wo er noch existiert, ist die Anzahl der Tiere rückläufig. Neben der intensivierten Landwirtschaft und der Jagd durch streunende Haustiere sind noch weitere Faktoren für diesen Rückgang verantwortlich, die im Rahmen von Forschungsprojekten derzeit untersucht werden.
Im Rhein-Main-Gebiet mit dem Schwerpunkt in Wiesbaden lebt der Gartenschläfer gern und ist sogar noch vergleichsweise häufig. Diese eine Ausnahme bringt es nun mit sich, dass der Region um Wiesbaden eine besondere Verantwortung für sein Überleben auferlegt ist. Stirbt der Gartenschläfer hier aus, ist der Erhalt der ganzen Art gefährdet. Daher zählt die Schlafmaus, wie etwa auch der Rotmilan oder die Flussperlmuschel, zu den Arten nationaler Verantwortlichkeit Deutschlands und ist besonders schützenswert. Darauf möchten die Naturhistorischen Sammlungen mit ihrer Ausstellung Deutschlands Panda — Der Gartenschläfer (bis 24 Apr 2022) aufmerksam machen und für den Gartenschläfer werben.
Das Zusammenleben mit ihm kann mitunter anstrengend sein. Er lebt durchaus im Siedlungsbereich und haust in Vogelkästen, Rollläden oder im Dachboden und verursacht Dreck und Lärm. Das ist aber noch lang kein Grund nach seinem Leben zu trachten. Mit einfachen Hausmitteln wie Staubsaugen, Aufräumen und Wischen mit etwas Essig im Wasser wird es dem Gartenschläfer schnell ungemütlich und er zieht freiwillig wieder ins Freie. Die Tiere eigenhändig zu fangen ist übrigens keine Option. Es ist illegal und bedarf einer Genehmigung und sollte nur durch geschultes Personal geschehen.
Die besondere Situation in Wiesbaden und im Umland bringt es mit sich, dass verlassene Nester mit toten Jungtieren, Opfer von Katzen oder in der Regentonne ertrunkene Tiere gefunden werden. Diese Tiere können dem Museum Wiesbaden als offizieller Annahmestelle gebracht werden. Aus diesen Abgaben konnten die Präparator:innen in den letzten Jahren schöpfen und so viele neue Gartenschläferpräparate für die Ausstellung schaffen. Ohne diese Präparate kann die Werbung für den Schutz der Gartenschläfer im Museum nur schwer vermittelt werden und eine Ausstellung Deutschlands Panda — Der Gartenschläfer wäre gar nicht möglich gewesen.
Wer mehr über das Projekt erfahren oder die Forschungen unterstützen möchte, kann sich auf der Homepage des Projekts Spurensuche Gartenschläfer informieren.
Alle Fakten auf einen Blick gibt auch der Steckbrief des Gartenschläfers.