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Deutschlands Panda

Der Gartenschläfer
Studienausstellung

10 Okt 21 — 24 Apr 22

Markant mit dunkler Augenbinde — der Gartenschläfer. Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert

In der Region Wiesbaden und Rheingau lebt ein seltenes Säugetier: Der Gartenschläfer. Das mausgroße Tier mit der Zorromaske und dem langen, buschigen Schwanz kommt hier noch relativ häufig vor, während die Bestände in sehr vielen Regionen Europas massiv zurückgehen. So trägt Deutschland die Verantwortung für die Erhaltung dieses Tieres. Es ist sozusagen der deutsche Panda. Als Allesfresser leben Gartenschläfer von Insekten und Früchten. Sie besiedeln Streuobstwiesen oder Weinberge und auch die kühleren Hochlagen in den Mittelgebirgen. Die Studienausstellung macht auf die Bedeutung des Gartenschläfers aufmerksam und stellt aktuelle Forschungsergebnisse vor.

Steckbrief

Name: Gartenschläfer (Eliomys quercinus)
Familie:
Bilche (Gliridae)
Ordnung:
Nagetiere (Rodentia)
Kopf-Rumpflänge:
10 bis 17 Zentimeter
Schwanzlänge:
9 bis 13 Zentimeter
Gewicht:
zwischen 50 und 120 Gramm, vor dem von Ende Oktober bis April stattfindenden Winterschlaf sogar bis zu 180 Gramm
Färbung:
oberseits graubraun bis braun, unterseits weiß bis grau. Im Gesicht von den Augen bis hinter das Ohr ein schwarzes Band (Spitzname „Zorro“ oder „Panzerknacker“)
Kommunikation:
ruffreudige Tiere, umfangreiches Repertoire an Lauten erinnert an Vogelgezwitscher
Nachwuchs:
drei Wochen Tragzeit, Geburt von häufig vier Jungtieren im Mai oder Juni, Stillzeit der Jungen vier Wochen. Jungtiere nach 40 Tagen selbstständig. Männchen erreichen die Geschlechtsreife nach dem ersten, Weibchen nach dem zweiten Winterschlaf.

Blick in die Ausstellung

Alle Fotos: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert
Alle Fotos: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert

Lebensraum

Gartenschläfer sind in sehr unterschiedlichen Lebensräumen anzutreffen. Neben lichten Laub-, Fichten- und Mischwäldern bewohnt der dämmerungs- und nachtaktive Gartenschläfer Streuobstwiesen, Weinberge, Gärten, Hütten und Gebäude. Zudem sind die Bilche - wie etwa in Wiesbaden - in den Vororten und selbst in den Innenstadtbereichen zu finden. In Baumhöhlen, Spalten, Nistkästen, verlassenen Vogelnestern, aber auch in Rollladenkästen, Zwischendecken und Dachverkleidungen von Häusern baut die Art mehrere Nester. Dabei dienen Moos, Laubblätter, Heu, Gras, Federn und Haare als Baumaterial. Ihr Nest halten die Tiere nicht sehr sauber, häufig ist es mit Kot verschmutzt. Bei Gefahr ziehen die Tiere mit ihren Jungen in eines der übrigen Nester um.
Gartenschläfer sind hervorragende Kletterer, die die Strauch- und Baumschicht bewohnen. Im Gegensatz zu anderen Bilchen sind sie in den bevorzugten Lebensräumen häufig am Boden zu entdecken.

Verwandtschaft

Gartenschläfer sind Nagetiere (Rodentia) und gehören somit in die größte Säugetierordnung, die mit etwa 2.500 Arten ungefähr 40 % aller Säugetierarten stellt. Nager sind fast überall auf der Welt in unterschiedlichsten Lebensräumen anzutreffen. Wenige sind Kulturfolger und so manche werden als Heim- und Nutztier gehalten.
Innerhalb der Ordnung der Nagetiere lassen sich fünf Unterordnungen unterscheiden. Arten aus drei dieser Unterordnungen, nämlich den Hörnchenverwandten, den Biberverwandten und den Mäuseverwandten, sind auch in Deutschland verbreitet.
Der Gartenschläfer zählt zur Unterordnung der Hörnchenverwandten, in der sich auch die anderen Bilche bzw. Schlafmäuse wie Siebenschläfer, Haselmaus und Baumschläfer finden. Natürlich gehört auch das Eichhörnchen dazu.
Aus der Unterordnung der Biberverwandten ist der im und am Wasser lebende Europäische Biber zu nennen, der sich seit einigen Jahren in den Fließgewässern Hessens und Deutschlands seinen Lebensraum zurückerobert.
Die Unterordnung der Mäuseverwandten vereinigt die größte Zahl der bei uns lebenden Nagetierarten. Hierzu zählen Wühler wie Scher-, Feld- und Rötelmäuse oder Langschwanzmäuse, Ratten, Wald-, Zwerg- und Hausmäuse sowie die ursprünglich in Nordamerika beheimatete Bisamratte.

Schutz

Gartenschläfer sind Wildtiere und durch die Bundesartenschutzverordnung in Verbindung mit dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt. Aufgrund dieser Rechtsgrundlagen ist es verboten, Gartenschläfer der Natur zu entnehmen, diese mutwillig zu beunruhigen oder während der Fortpflanzungszeit erheblich zu stören. Fortpflanzungs- und Ruhestätten des Gartenschläfers wie etwa Baumhöhlen oder Nistkästen dürfen nicht aus der Natur entnommen, beschädigt oder zerstört werden.
Grundsätzlich ist es gemäß Bundesnaturschutzgesetz aber erlaubt, verletzte, hilflose oder kranke Tiere vorübergehend aufzunehmen, um sie gesund zu pflegen. Da diese Pflege allerdings sehr zeitaufwändig ist und viel Sachverstand benötigt, sollte im gegebenen Fall eine der in Deutschland vorhandenen und spezialisierten Wildtierschutzstationen kontaktiert werden. Gartenschläfer sind unverzüglich wieder in die Freiheit zu entlassen, sobald sie sich dort selbständig erhalten können.
Der Gartenschläfer ist zudem nach der UN-Konvention zur biologischen Vielfalt eine Tierart nationaler Verantwortlichkeit Deutschlands, weil hier ein bedeutender Teil der Weltpopulation vorkommt. Dies bedeutet, dass Deutschland für den Erhalt und Schutz der Bilchart eine besondere Verantwortung trägt. Die Weltnaturschutzunion IUCN stuft den Gartenschläfer als Art der „Vorwarnliste“ ein, denn die westeuropäischen Bestände gelten bisher noch als stabil. In Deutschlands Roter Liste der Säugetiere ist der Gartenschläfer als stark gefährdet eingestuft.

Der Gartenschläfer in der Region um Wiesbaden

Gartenschläfer in der Natur. Foto: Sven Büchner, Markersdorf
Gartenschläfer in der Natur. Foto: Sven Büchner, Markersdorf
So schläft der Gartenschläfer. Foto: Museum Wiesbaden / Ulrich Kaiser
So schläft der Gartenschläfer. Foto: Museum Wiesbaden / Ulrich Kaiser
Gartenschläferpräparat des Museums Wiesbaden. Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert.
Gartenschläferpräparat des Museums Wiesbaden. Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert.

Kalender

Hier finden Sie das Begleitprogramm zur Ausstellung, sobald es im Veranstaltungskalender veröffentlich wurde.

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