Internationale Bedeutung besitzt die Sammlung der Klassischen Moderne vor allem durch das gut hundert Werke umfassende Konvolut des berühmten russischen Expressionisten Alexej von Jawlensky (1864—1941), der die letzten zwanzig Jahre seines Lebens in Wiesbaden verbrachte.
Der Werkkomplex um den Künstler Alexej von Jawlensky, der von 1921 bis zu seinem Tod 1941 in Wiesbaden lebte, bildet heute einen der großen Schwerpunkte im Museum Wiesbaden. Dies ist keineswegs selbstverständlich, da eine erste zu Lebzeiten des Künstlers aufgebaute Jawlensky-Sammlung zwischen 1933 und 1937 aufgrund der verheerenden Kulturpolitik der Nationalsozialisten völlig aufgelöst wurde. Alle Werke, die sich noch 1932 als Leihgabe oder Eigenbesitz im Museum Wiesbaden befanden — immerhin mehr als 20 Gemälde —, wurden an die Besitzer:innen zurückgegeben bzw. 1937 beschlagnahmt und abtransportiert. Die heutige Wiesbadener Jawlensky-Sammlung, die mit insgesamt 111 Werken neben der des Norton Simon Museums in Pasadena (USA/Kalifornien) die umfangreichste zum Werk des Künstlers darstellt, konnte in den letzten 25 Jahren hinsichtlich Qualität und Werkauswahl zur bedeutendsten Sammlung weltweit ausgebaut werden.
Alle Entwicklungsstufen des Künstlers — seine frühe Münchner Phase, der Murnauer und Schwabinger Aufbruch, die Schweizer Exilzeit sowie die wichtige Wiesbadener Periode — sind mit Hauptwerken vertreten. Hinzu kommt, dass im Museum Wiesbaden neben dem malerischen auch das graphische Werk äußerst facettenreich in hervorragender Qualität — u. a. Selbstportraits, Bildnisse und Landschaften — bewahrt wird.
Anlässlich des Jubiläums Alles! 100 Jahre Jawlensky in Wiesbaden schenkte Marian Stein-Steinfeld (Enkelin von Hanna Bekker vom Rath) im Jahr 2021 dem Museum Wiesbaden die 40 Briefe umfassende Korrespondenz des Künstlers mit seiner Mäzenin Hanna Bekker vom Rath.
Zusätzliches Gewicht erhält die Abteilung Klassische Moderne durch die Sammlung Hanna Bekker vom Rath, die im Jahr 1987 ans Haus gebunden werden konnte. Zu den bedeutenden Expressionisten Ernst Barlach, Lovis Corinth, Lyonel Feininger, Natalia Gontscharowa, Ernst Ludwig Kirchner, Paula Modersohn-Becker, Otto Mueller oder Emil Nolde kamen durch diese für das Museum wegweisende Erwerbung Ende der 1980er-Jahre noch Hauptwerke von u.a. Willi Baumeister, Max Beckmann, Erich Heckel, Wassily Kandinsky, August Macke und Karl Schmidt-Rottluff hinzu.
Der Ankauf ist untrennbar verbunden mit dem Namen der Sammlerin und Kunsthändlerin Hanna Bekker vom Rath, die viele Künstler, deren Kunst während des Nazi-Regimes als „entartet“ galt, im so genannten Blauen Haus (in Hofheim im Taunus) beherbergte. Aus ihrem Nachlass erwarb der Verein zur Förderung der Bildenden Kunst in Wiesbaden e. V. insgesamt 30 Gemälde und Zeichnungen höchsten Ranges und stellte sie dem Museum Wiesbaden als testamentarisch und vertraglich verfügte Dauerleihgabe zur Verfügung.
An die Wiesbadener Tradition der konstruktiven Positionen wurde — im Gegensatz zur Jawlensky-Sammlung — jedoch in den 1950er-Jahren zunächst nur zögerlich angeknüpft. Erst in den 1990er-Jahren glückte mit Hilfe der Schweizer Stiftung Vordemberge-Gildewart der Anschluss an die konstruktive Kunst der Zwischenkriegsjahre. Ausschlaggebend hierfür war, dass dem Museum Wiesbaden im Jahr 1997 der Nachlass von Friedrich Vordemberge-Gildewart (1899—1962), dem in den 1920er-Jahren von keinem geringeren als Theo van Doesburg die Mitgliedschaft in der De Stijl-Gruppe angeboten wurde, als Schenkung übereignet wurde. Dieser umfasst neben den Zeichnungen, typografischen Arbeiten, Studien und Gästebüchern von Vordemberge-Gildewart auch zahlreiche Skizzen, Fotos, Briefe und Archivalien von dessen Künstlerfreunden (u. a. Kurt Schwitters, László Moholy-Nagy, Theo van Doesburg). Hierdurch ist das Museum zu einem der wichtigsten Orte dieser künstlerischen Strömung in Deutschland geworden.
Mit dem Museum Wiesbaden sind zwei Kunstpreise verbunden. Der eine ist der Alexej-von-Jawlensky-Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden, der an das Lebenswerk des großen russischen Malers erinnert, der von 1921 bis zu seinem Tode 1941 in Wiesbaden lebte. Er wird alle 5 Jahre vergeben und u.a. gestiftet von der hessischen Landeshauptstadt, der Spielbank Wiesbaden und der Nassauischen Sparkasse.
Als zweites ist der Otto-Ritschl-Preis zu nennen. Der Künstler lebte zwischen 1918 und 1976 in Wiesbaden. Nach anfänglich figürlicher, später auch dem Surrealismus nahestehender Arbeit näherte er sich in den fünfziger Jahren schrittweise der zunächst geometrischen, später eher expressiven Abstraktion. Seit Beginn der sechziger Jahre kreiste sein zunehmend meditatives Spätwerk um einen immateriellen, nur durch Farbe gestalteten Raum. Um den Namen Otto Ritschl lebendig zu halten, vergibt der Museumsverein Ritschl e.V. seit 2001 den ihm gewidmeten Kunstpreis.
Das Museum Wiesbaden bietet eine Vielzahl an Veranstaltungen für jede Altersklasse an. Ob Führungen, Workshops für Kitas und Schulen, Lehrerfortbildungen, Angebote für Studierende, private Gruppen oder Familien mit Kindern.