Ein Neubeginn mit Auswirkungen bis in die Gegenwart — Die Kunst der 1950er- und 1960er Jahre im Museum Wiesbaden: Die europäische und amerikanische Moderne nach 1945 gehört zu den profiliertesten Sammlungen des Hauses. Ihr Schwerpunkt liegt in der ungegenständlichen Malerei und Skulptur, die sich mit den Themen Linie, Farbe, Fläche, Volumen und Raum auseinandersetzt.
Ausgehend davon prägen konzeptuelle Installationen, neue Materialien und Ansätze die Kunst der Gegenwart und damit auch die Sammlung des Wiesbadener Museums. hierbei stellen sich Fragen nach dem Wesen der Kunst, den Rahmenbedingungen und unterschiedlichen Bedeutungsebenen, die Kunstwerke eröffnen und zu denen sie in Beziehung gesetzt werden können.
Raum-Installationen von Rebecca Horn, Jochen Gerz, Ilya Kabakov oder auch Katharina Grosse sowie Arbeiten der amerikanischen Minimal Art ergänzen den Bestand. Ganze Werkkomplexe versammeln sich in Künstler:innenräumen, oft eng verbunden mit der Architektur des Hauses. Diese meist dauerhaften Präsentationen bieten den Besucher:innen konstante Angel- und Ausgangspunkte beim Streifgang durch die Museumsräume. Als gewohnt erscheinen sie vertraut und werden doch immer wieder neu befragt im wechselnden Zusammenspiel mit den unterschiedlichen Sonderausstellungen des Hauses.
Die Öffnung und Erweiterung des Kunstbegriffs fand ihren Niederschlag in Strömungen der 1960er-Jahre. So beschäftigten sich etwa Thomas Bayrle und Peter Roehr mit Phänomenen der modernen Gesellschaft und deren Massenkultur. Zwischen Faszination, kühler Beobachtung und beißender Kritik bewegten sich ihre Arbeiten, die — aus sich ständig wiederholenden Versatzstücken bestehend — wie ein Flimmern der Konsum- und Warenwelt erschienen. In ähnlicher Weise verwendete Gerhard Richter Fotovorlagen für seine Malerei. Er befragte das Bild als Gemälde und zugleich als Abbild unserer Wirklichkeit. Als Vorlage für Terese Andeszka wählte er einen Zeitungsausriss, der zunächst eine private Tragödie (mit letztlich glücklichem Ausgang) zu thematisieren scheint, in Wahrheit aber über diese hinaus auf die Teilung Europas durch den Eisernen Vorhang und damit die eigene Biograpfie Richters verweist. Diese „Wahrheit“ jedoch wurde von Richter verborgen; sie ist nur über den „Umweg“ seines als Atlas veröffentlichten Bildarchivs greifbar. Denn erst hier erscheint die vollständige Unterzeile des Zeitungsausrisses, welche besagte Familie als Flüchtlinge aus Ungarn benennt, sodass deren Rettung nun vor einem ganz anderen Hintergrund erscheint.
Mit dem Museum Wiesbaden sind zwei Kunstpreise verbunden. Der eine ist der Alexej-von-Jawlensky-Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden, der an das Lebenswerk des großen russischen Malers erinnert, der von 1921 bis zu seinem Tode 1941 in Wiesbaden lebte. Er wird alle 5 Jahre vergeben und u.a. gestiftet von der hessischen Landeshauptstadt, der Spielbank Wiesbaden und der Nassauischen Sparkasse.
Als zweites ist der Otto-Ritschl-Preis zu nennen. Der Künstler lebte zwischen 1918 und 1976 in Wiesbaden. Nach anfänglich figürlicher, später auch dem Surrealismus nahestehender Arbeit näherte er sich in den fünfziger Jahren schrittweise der zunächst geometrischen, später eher expressiven Abstraktion. Seit Beginn der sechziger Jahre kreiste sein zunehmend meditatives Spätwerk um einen immateriellen, nur durch Farbe gestalteten Raum. Um den Namen Otto Ritschl lebendig zu halten, vergibt der Museumsverein Ritschl e.V. seit 2001 den ihm gewidmeten Kunstpreis.
Das Museum Wiesbaden bietet eine Vielzahl an Veranstaltungen für jede Altersklasse an. Ob Führungen, Workshops für Kitas und Schulen, Lehrerfortbildungen, Angebote für Studierende, private Gruppen oder Familien mit Kindern.