Ophelia von Friedrich Wilhelm Theodor Heyser, um 1900, Schenkung Ferdinand Wolfgang Neess, Museum Wiesbaden

Die Wiederauferstehung der Ophelia

Der 1857 im mecklenburgischen Gnoien geborene Friedrich Heyser gehörte bisher nicht zu den bekannten Künstler:innen des deutschen Jugendstils und Symbolismus. Das änderte sich schlagartig, als Sängerin Taylor Swift im Oktober 2025 in ihrem Musikvideo „The Fate of Ophelia“ auf Heysers Gemälde Bezug nahm. In der Eröffnungsszene stellt sie dessen Komposition als sogenanntes „lebendes Bild“ (Tableau Vivant) nach – und erweckt das Werk damit auf eindrucksvolle Weise zum Leben.

Friedrich Heyser studierte von 1880 bis 1883 an der Königlichen Kunstakademie in Dresden bei Leon Pohle und Paul Mohn, anschließend von 1883 bis 1885 bei Ferdinand Keller in Karlsruhe. 1890 folgte ein kurzer Studienaufenthalt an der Pariser Académie Julian. Heyser war Mitglied der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft sowie der um 1910 in Dresden entstandenen Künstlergruppe Grün-Weiß.

Von dem 1921 in Dresden verstorbenen Friedrich Heyser besitzt das Museum Wiesbaden dank der Schenkung F. W. Neess eine eindrucksvolle Darstellung der auf dem Wasser treibenden „Ophelia“, umgeben von weißen Seerosen.

Die Szene stammt aus William Shakespeares Hamlet und wurde 1852 vom englischen Maler John Everett Millais, einem Vertreter der sogenannten Präraffaeliten – einer Künstlergruppe, die sich an der Kunst vor Raphael orientierte – berühmt umgesetzt. Seine „Ophelia“ gilt als die wohl bekannteste Darstellung dieses Motivs.

Etwa fünfzig Jahre später griff Heyser das Thema erneut auf und schuf eine eigenständige, geheimnisvolle Neuinterpretation. Sein wahrscheinlich um 1900 entstandenes Querformat bezieht sich in der Komposition deutlich auf das Werk von Millais, verwandelt es jedoch in die Darstellung einer jugendlichen Schönheit, die im Kreislauf von Leben und Vergänglichkeit aufgeht. Die Popularität der Präraffaeliten – mit ihrer einzigartigen Verbindung von Natur und Ornament – prägte viele Künstler:innen des Jugendstils und fand auch in Heysers Werk ihren Widerhall.

Das Gemälde stammt nach Angaben des Erwerbers aus einer Trilogie und bildete möglicherweise den Mittelteil einer mondänen Salonausstattung. Auch in der Gestaltung der sie umgebenden Natur zeigt sich Heyser äußerst textsicher und setzt diese Shakespeare-gerecht um.

Für Taylor Swift war die im Wasser treibende, in symbolisches Weiß gehüllte Gestalt der Ophelia der Ausgangspunkt für die visuelle Umsetzung ihres Songs. Sie überträgt das im Gemälde Gesehene in die Bildsprache ihres Musikvideos – und verbindet damit Kunst und Musik auf besondere Weise. So wird das Museum Wiesbaden für Swifties zu einem besonderen Ort: Hier können sie dem künstlerischen Denken ihres Stars ganz nah kommen.

Still aus dem Video „The Fate of Ophelia“ von Taylor Swift

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