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Do 20 Nov
Vom 16. November 2025 bis zum 19. April 2026 präsentiert das Museum Wiesbaden mit der Studienausstellung Speerspitzen der Erinnerung die Ergebnisse der hauseigenen Provenienzforschung zu den Beständen aus der einstigen deutschen Kolonie in Kamerun. Dabei geht es zum einen um die Erwerbswege der Dinge und die dahinterstehenden Sammler, aber auch um die Frage, wie aus Sicht des heutigen Kamerun mit dem kolonialen Erbe umgegangen wird.
In zahlreichen Museen Deutschlands lagern zehntausende Objekte aus den einstigen Kolonien. Zusammengetragen von Forschungsreisenden, Händlern, Soldaten und Touristen spiegeln sie zum einen das Interesse an der weiten Welt außerhalb Europas, an der Fremde und Exotik in einer Zeit lange vor Massenmedien und allgemein zugänglicher Bildung. Zum anderen aber sind viele dieser Stücke das Resultat von Eroberungen, Ausbeutung und rassistischer Ignoranz, in denen es den Kolonisatoren gleichgültig war, ob die erworbenen Stücke zurecht aus dem Besitz der Herkunftsgesellschaften entnommen wurden.
„Staatsminister Timon Gremmels hat kürzlich auf die Bedeutung des kulturellen Erbes für Hessen hingewiesen, “ so Direktor Andreas Henning.
„In einer Zeit, in der gesellschaftliche Zersplitterung uns Menschen auseinanderbringt, bilden unsere Kulturgüter die Brücke. Wie muss es aber für Gesellschaften sein, deren wichtige Stücke verschleppt wurden? Eine der wichtigsten Aufgaben der Provenienzforschung liegt darin, Transparenz zu schaffen und daraufhin neue Brücken zu schlagen.“
Die Studienausstellung präsentiert die ethnologischen und naturkundlichen Bestände, die von den Sammlern Justo Weiler und Carl Feldmann in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ans Museum Wiesbaden übergeben wurden. Als Mitglieder großer Plantagengesellschaften waren sie in die kolonialen Wirtschaftsstrukturen eingebunden und sammelten Stücke aus Kamerun aus verschiedenen Ambitionen heraus. Die Erschließung der Bestände geschieht im Zuge eines Maßnahmenpakets der hessischen Landesregierung, die mit der Einrichtung einer Koordinationsstelle für die Aufarbeitung von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten an den hessischen Landeseinrichtungen mit Sitz am Museum Wiesbaden nicht nur die entsprechende Provenienzforschung, sondern auch deren öffentlichkeitwirksame Vermittlung unterstützt.
Kuratorin Yvonne Finzler: „Nachdem in Wiesbaden in den vergangenen Jahren zunächst die Bestände aus Namibia im Fokus lagen, standen Weiler und Feldmann schon lange auf der Liste der dringend zu untersuchenden Personen.“
Zugleich kooperiert das Museum Wiesbaden mit Dr. Moris Samen und dem Verein dekasa e.V. Durch die Verknüpfung mit der kamerunischen Diaspora und einem Begleitprogramm mit Workshops und Sonderführungen soll die Ausstellung dazu beitragen, das Museum nicht nur zu einem Ort der Begegnung mit Kunst und Natur zu machen, sondern auch zu einem Ort der Begegnung zwischen Menschen und Kulturen.
Die Ausstellung wird gefördert durch die Alfred Weigle Stiftung. hr2 ist Kulturpartner. Es gibt ein Begleitprogramm mit Workshops, Sonderführungen und Abendvorträgen.